Niemeyer

Niemeyer

Niemeyer, 1) Dav. Gottlieb, Sohn des Diakonus N. an der Marienkirche u. Enkel Aug. Herm. Francke's, geb. 1745 in Halle, war Pastor an der Kirche zu Glaucha bei Halle u. st. 1788; er gab heraus: Predigerbibliothek, Halle 1782–84, 4. A. 1797–98, 3 Bde. 2) August Hermann, Bruder des Vor., geb. 1. Sept. 1754 in Halle, studirte dort seit 1771 Theologie, wurde 1777 Privatdocent in der philosophischen Facultät, 1779 Professor der Theologie u. Inspector des Theologischen Seminars daselbst; 1784 Inspector des Pädagogiums, 1792 Consistorialrath, 1799 Director der sämmtlichen Franckeschen Anstalten, 1804 wirklicher Oberconsistorialrath u. Mitglied des Berliner Oberschulcollegiums. Wegen seiner Anhänglichkeit an Preußen wurde er 1807 als ein Verdächtiger von den Franzosen als Geißel nach Frankreich geführt; dort bewirkte er die Wiederherstellung der Universität Halle, kehrte 1808 hierher zurück u. wurde Reichsstand im Königreich Westfalen u. Kanzler u. Rector perpetuus der Universität in Halle; letztern Posten legte er 1814 nach der Restitution der alten Verfassung der Universität nieder, erstern aber behielt er bei, wurde 1816 auch Mitglied des Consistoriums in Magdeburg u. st. 7. Juli 1828. Er machte sich bes. verdient um das Unterrichtswesen u. die Universität Halle; an seinem 50jährigen Amtsjubiläum schenkte der König von Preußen 40,000 Thaler zu einem neuen Universitätsgebäude, was aber erst nach N-s Tode gebaut wurde. Auch war er Dichter geistlicher Lieder, von denen mehre in die neueren Gesangbücher aufgenommen wurden, z.B. Ehre sei Gott in der Höhe, Ich weiß an wen ich glaube. Er schr.: Timotheus, 3 Abtheil., 1780, 2. Ausg. Lpz. 1789 f.; Handbuch für christl. Religionslehrer, 1790 u. 92, 2 Bde., 1. Bd. 7. A. 1829, 2. Bd. 6. A. 1827; Charakteristik der Bibel, 1775–82, 5. Aufl. Halle 1794 f., 5 Thle., n.A. von dem Folgenden besorgt, ebd. 1830 f.; Populäre u. praktische Theologie, 4. Aufl., ebd. 1800, 2 Thle.; Briefe an christliche Religionslehrer, 1796, 2. Ausg. ebd. 1803, 2 Thle.; Lehrbuch für die oberen Religionsklassen, ebd. 1806, 18. Aufl. ebd. 1843; Philotas (Beiträge zur Beruhigung u. Belehrung für Leidende) 3. Aufl., Lpz. 1808, 3 Thle.; Grundsätze der Erziehung, Halle 1796, 9. A. 1834–39, 3 Bde.; Religiöse Dramen (Abraham auf Morija, Lazarus, Thirza), 1778; Auswahl einiger vorzüglicher neuer geistlicher Lieder zum Privatgebrauch, Halle 1782; Gesangbuch für höhere Schulen u. Erziehungsanstalten, 1785, 5. A. 1803; Religiöse Gedichte, Halle 1814, 2. A. (als Geistliche Lieder u. Oratorien) 1818; Akademische Predigten, 1819; Beobachtungen auf Reisen nach England, Holland u. Frankreich, Salle 1822, 4 Bde.; er gab auch den Homer u. Sophokles heraus. Vgl. Jacobs u. Gruber: A. H. N., Zur Erinnerung an dessen Leben, ebd. 1831. 3) Hermann Agathon, Sohn des Vor., geb. 5. Jan. 1802 in Halle, studirte in Göttingen Theologie u. Philologie, wurde 1825 Privatdocent in Halle, 1826 Professor der Theologie in Jena, 1829 in Halle Mitdirector der Franckeschen Stiftungen, dann Professor der Theologie, stiftete eine Realschule u. höhere Töchterschule u. reorganisirte das königliche Pädagogium; er war Mitglied der preußischen Nationalversammlung u. st. am 6. Decbr. 1851 in Halle. Er schr.: De Docetis, Halle 1823; De Isidore Pelusiota, ebd. 1825; Geschichte der Erziehung u. des Unterrichts, als Anhang zu der letzten Ausgabe der Pädagogik seines Vaters; Collectio confessionum in ecclesiis reformatis publicatarum, Lpz. 1840, u.a.m.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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