- Y [1]
Y, y, 1) als Buchstabe der 25. des deutschen u. der 22. des römischen Alphabets. Er stammt aus der Griechischen Sprache, in deren Alphabet (Y, υ) er die 20. Stelle einnimmt; sein Name Ypsilon, d.h. bloßes, nicht adspirirtes Y, kommt nach der gewöhnlichen Annahme daher, weil Y früher zugleich für das äolische Digamma (s.d.) stand, u. um den Selbstlauter von jenem Hauchlaut zu unterscheiden, bezeichnete man ihn mit diesem Zusatz; in das lateinische Alphabet wurde der Buchstabe (Y, y) erst unter Augustus aufgenommen u. mit den ebenfalls fremden x u. z, zwischen diesen beiden ans Ende gestellt. Man nannte das Y den Pythagoreischen Buchstaben, weil Pythagoras ihn gebraucht hatte, um die Scheidung des menschlichen Lebensweges entweder zum Bösen, od. zum Guten daran zu versinnlichen. Der Quantität nach dient er als kurzer u. langer Vocal. In der Aussprache gilt er für ü; im Neugriechischen für f; daher auch αυ u. ευ, welche nach der Erasmischen Aussprache als Diphthongen gelten u. wie an u. en gesprochen werden, nach der Reuchlinschen Weise wie af u. ef[464] gesprochen werden. Jus Gothische Alphabet wurde das Zeichen nicht aufgenommen, sondern zum Ausdruck des griechischen υ zugleich das für v geltende Zeichen gebraucht. Dagegen fand es aus dem römischen Alphabet Aufnahme in dem altnordischen u. angelsächsischen, u. ist aus jenem in das schwedische u. dänische, aus dem angelsächsischen in das englische gekommen. Im Holländischen wird es wie ei gesprochen u. im Innlaut gewöhnlich durch ij ersetzt. Ins Hochdeutsche kam es ebenfalls früh, wird aber jetzt hier meist durch i ersetzt, selbst von Vielen in Wörtern, welche aus dem Griechischen stammen, wie Silbe, Stil etc., während man jedoch in Eigennamen das y läßt z.B. Pythagoras, Pyrrhos. Unter den Romanischen Sprachen ist y im Italienischen nicht aufgenommen, wohl aber im Französischen, wo es i grec (d.i. griechisches i) heißt, u. im Spanischen. 2) Als Zahl bedeutet es: a) im Griechischen so v.w. 400 u. ,υ = 400,000, b) in der Rubricirung so v.w. 22; 3) als Abkürzung: a) auf französischen Münzen, der Münzort Bourges; b) in der Mathematik eine zweite unbekannte Größe, bei der ersten wird gewöhnlich x gebraucht. 4) Chemisches Zeichen für Yttrium.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.