Übel

Übel

Übel (Malum), Alles das, was entweder unmittelbar der Empfindung unangenehm u. schmerzlich ist, od. mittelbar den Begehrungen, Zwecken u. Thätigkeiten des Menschen hemmend u. verderblich entgegentritt, als ein Hinderniß seines Glückes u. Wohlbefindens sich fühlbar macht. Bei der Abhängigkeit des Menschen von allgemeinen Naturgesetzen u. Naturereignissen, bei der Vielförmigkeit u. Veränderlichkeit seiner Begehrungen u. Bedürfnisse, bei der Mannigfaltigkeit seiner möglichen Zwecke u. Bestrebungen können die Ü., mit denen er zu kämpfen hat, der Art u. dem Grade nach höchst verschieden sein. Manche Ü. werden naturgemäß als solche empfunden, andere erscheinen als solche erst im Gegensätze zu ungezügelten Begierden, noch andere sind geradezu Folgen des menschlichen Handelns. Obwohl daher der Begriff des Ü-s immer relativ ist, so unterscheidet man doch demgemäß wirkliche u. eingebildete, unverschuldete u. verschuldete Ü. Mit Rücksicht theils auf die Ursachen eines Ü-s, theils auf das Gebiet, welchem sie angehören, unterscheidet man ferner physische Ü., welche als Wirkungen von Naturkräften, die sich der Beherrschung durch den Menschen entziehen, die natürliche, leibliche Seite seines Daseins als eines sinnlich empfindenden u. bedürfenden Wesens treffen; u. moralische Ü., d.i. theils das Böse, die Sünde, theils die Folgen des unsittlichen Handelns. In so fern eine große Menge der Veranlassungen des letzteren in den gesellschaftlichen Verhältnissen der Menschen liegen u., auch abgesehen von eigentlicher Unsittlichkeit, die vielfach verschlungenen Beziehungen des gesellschaftlichen Verkehrs nicht für Alle gleich vortheilhafte, sondern für Viele auch drückende u. schädliche Wirkungen ausüben, welche sich möglicherweise über ganze Klassen der Mitglieder der Gesellschaft erstrecken, entstehen sociale Ü., welche auch da, wo sie als Folge nicht eines Mangels an sittlicher Energie u. Besonnenheit, sondern eines entweder positiv unsittlichen, od. eines zur rechten Zeit unterlassenen od. nicht richtig fortgesetzten sittlichen Handelns eintreten, oft mit der Gewalt eines Naturgesetzes wirken u. mit welchen der Kampf um so schwieriger wird, je tiefer eingewurzelt u. je weiter verbreitet sie sind. Gleichwohl sind viele sociale Ü. vermeidlich u. heilbar, ebenso wie körperliche Krankheiten; u. selbst die physischen Ü. können um so mehr verringert werden, je mehr der Mensch lernt die Naturkräfte wenigstens innerhalb gewisser Grenzen zu beherrschen, die Naturgesetze seinen Zwecken u. Bedürfnissen dienstbar zu machen u. ihren schädlichen[104] Einflüssen vorzubauen. Für die religiöse Weltansicht ist das Vorhandensein des physischen u. moralischen Ü-s von jeher ein Problem gewesen; über die Versuche dasselbe namentlich mit der Güte u. Weisheit Gottes zu vereinigen, s. Theodicee.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Übel — Übel …   Deutsch Wörterbuch

  • Übel — Übel, er, ste, adj. et adv. überhaupt dem Willen eines vernünftigen Geistes zuwider und darin gegründet, da es denn bald dem wohl, bald auch dem gut entgegen stehet. In engerer Bedeutung. 1) Man sagt, es ist mir übel, wenn man eine unangenehme… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • übel — • übel – üble Nachrede; übler Ruf – die Verhältnisse sind hier am übelsten – ich habe nicht übel Lust, das zu tun (ich möchte es tun) – wir wurden übelst beschimpft – beinahe hätte ich mich übelst blamiert Großschreibung {{link}}K 72{{/link}}: –… …   Die deutsche Rechtschreibung

  • übel — »schlecht, böse, schlimm; arg, furchtbar; unangenehm; unwohl«: Die Herkunft des altgerm. Adjektivs mhd. übel, ubel, ahd. ubil, got. ubils, niederl. euvel, engl. evil ist nicht sicher geklärt. Vermutlich gehört es mit den unter ↑ über, 1↑ ob und ↑ …   Das Herkunftswörterbuch

  • Übel — »schlecht, böse, schlimm; arg, furchtbar; unangenehm; unwohl«: Die Herkunft des altgerm. Adjektivs mhd. übel, ubel, ahd. ubil, got. ubils, niederl. euvel, engl. evil ist nicht sicher geklärt. Vermutlich gehört es mit den unter ↑ über, 1↑ ob und ↑ …   Das Herkunftswörterbuch

  • übel — Adj std. (8. Jh.), mhd. übel, ahd. ubil, as. u␢il Stammwort. Aus g. * ubila Adj. übel , auch in gt. ubils, ae. yfel, afr. evel. Außergermanisch vergleicht sich air. fel schlecht (was auf g. * ubela , ig. * upelo weist). Weitere Herkunft unklar;… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Übel — ist der Familienname folgender Personen: Rolf Übel (* 1956), deutscher Schriftsteller für historische Themen Siehe auch: Das Übel, Mangel am ontologisch Guten Uebel Übelkeit …   Deutsch Wikipedia

  • Übel — Übel, das; s, ; das ist von, gehoben vom Übel …   Die deutsche Rechtschreibung

  • übel — [Basiswortschatz (Rating 1 1500)] Auch: • krank Bsp.: • Ein Kranker sollte im Bett bleiben. • Ich kann nichts essen. Mir ist so übel. • Ich fühle mich krank …   Deutsch Wörterbuch

  • übel — Adj. (Grundstufe) unangenehme Wirkung auf Sinnesorgane habend, schlecht Synonym: scheußlich Beispiele: Das Wasser hatte einen üblen Geruch. Das Fleisch schmeckt übel …   Extremes Deutsch

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”