Angosturarinde

Angosturarinde

Angosturarinde (Cortex Angosturae), 1) Echte A., Rinde von Galipea officinalis Hancock (Cusparia febrifuga Humb.), einem Baum in WIndien u. SAmerika. Sie ist 1/2–1 Linie dick, außen weißgelb, bräunlich od. weiß u. gefurcht, innen braungelb, auf dem Bruche zimmtfarbig u. harzig glänzend; riecht u. schmeckt widrig gewürzhaft; das Pulver hat frisch die Farbe des Rhaberbers, später des Ochers. Der wässerige Aufguß ist dunkelorangenfarben, ändert die blaue Lackmusfarbe in weißlich, gibt mit Eisenvitriol einen weißlichgrauen, mit Brechweinstein od. Galläpfeltinctur einen reichlichen, gelblichen, flockigen Niederschlag. Hauptbestandtheile: bitterer Extractipstoss, bitteres, schmieriges Harz, etwas ätherisches Öl u. a.; wirkt auflösend, stärkend; sonst gegen Wechselfieber, Durchfall, Ruhr, Blutfluß aus Schwäche, Schleimschwindsucht, Skrofeln etc., jetzt wenig mehr verwendet, als Pulver od. Aufguß gegen Wechselfieber bei chronischem Katarrh der Verdauungsorgane. In Amerika wird sie häufig der Chinarinde hinsichtlich der Wirksamkeit vorgezogen. 2) Unechte A. (Cort. angusturae spurius s. pseudo-angusturae), von Strychnos nux vomica, ist dicker, äußerlich mit kleinen weißen Warzen besetzt, innerlich schmutzig gelb (od. grau od. schwarz), auf dem Bruche mehlig, weißgelblich od. hellbräunlich, von Geschmack widrig bitter, nicht gewürzhaft; sie ist sehr giftig, in der Wirkung den Krähenaugen ähnlich, enthält Brucin u. Strychnin. Der wässerige Aufguß ist schmutzig, ändert die Farbe des Lackmuses nicht, wird durch Eisenvitriol dunkelgrün getrübt, durch Salpetersäure allmälig roth gefärbt. Aus der echten A., der Simaruba u. der Colombowurzel gewinnt man Angosturabitter, zuerst von Pfaff in Kiel dargestellt, im Wasser auflösbarer, bitterer, bräunlicher Stoff, u. nach dem Auskochen mit Wasser den die bitteren Bestandtheile der Rinde enthaltenden Angosturaextract (Extractum angusturae), auch durch Digestion mit Weingeist die bittere u. gewürzhafte Angosturatinctur.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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