- Barbādoes
Barbādoes (Barbados, Barbades, Barbada, spr. Barbehdos), 1) die östlichste der Caraibischen Inseln, etwa 4 Meilen lang, 3 Meilen breit u. 11 im Umfange, mit Ausschluß der in die Baien laufenden Landzungen. Flächeninhalt: 71/2 QM., von Korallenriffen umgeben, welche die Schifffahrt gefährlich machen; Bodenoberfläche mannigfaltig eine fortlaufende Reihe von Thälern, Hügeln, Tafelland, Klippen, Schluchten. Niederungen gibt es in nördlicher, südlicher u. südöstlicher Richtung nur wenige; ungefähr der siebente Theil besteht aus tertiärem Sand- u. Kalkstein u. erhebt sich zu beträchtlicher Höhe; der übrige Theil besteht aus Korallenriffen, die durch oft 200 Fuß hohe verticale Wälle von Korallenfelsen getrennt sind. Mineralien:[310] bituminöse Kohle, Federharz, Töpferthon, gelber u. brauner Ocker. Es gibt mehrere Mineralquellen, aber keine Gewässer, die den Namen Fluß verdienen. Das Klima wird zu dem gesündesten im westindischen Archipel gerechnet; die stärksten Regen fallen im Novbr. u. Decbr.; es herrschen aber auf dieser Insel die heftigsten Orkane u. Gewitterstürme. Hölzer u. Wälder sind gänzlich ausgerodet u. urbar gemacht. Hauptproducte sind Zucker, Pfeilwurz, Aloe u. Baumwolle. Handel u. Schifffahrt: die Einfuhr belief sich 1852 auf 4,863,935 Thlr., Ausfuhr 6,027,579 Thlr., auswärtige Verschiffung 105,570 Tonnen; inländische 108,377 Tonnen; am bedeutendsten war immer u. ist noch der Handel mit Großbritannien; die Zahl der den Colonien gehörigen Fahrzeuge belief sich 1843 auf 41, mit 1778 Tonnengehalt; die Staatseinkünfte, hauptsächlich von Export u. Import, von Zoll auf Branntwein u. Wachholderbranntwein (Gin), Kronentaxen etc. betrugen 1852: 342,608 Thlr.; die Staatsausgaben 348,194 Thlr. Verfassung. Die Localregierung besteht aus einem Obergouverneur, welchem 4 Räthe zur Seite stehen; dem Gouverneur ist die oberste Civil- u. Militärgewalt übertragen; der Rath besteht aus 12 Mitgliedern, welche vom Souverain ernannt werden; das Haus der Repräsentanten besteht aus 24 Delegaten, die jährlich, zwei in jedem Kirchspiel u. zwei für die Stadt Bridgeton (s.d.) vom Volke erwählt werden. Dem Gouverneur steht jeder Zeit das Recht zu, das Repräsentantenhaus zu vertagen, zu prorogiren od. aufzulösen. Die Miliz, einschließlich der Offiziere, belief sich 1846 auf 1733 Mann; Kirchen u. Schulen: 1852 gab es 25,264 Kirchensitze; die Armenschulen wurden von 7077 Schülern besucht; außerdem gibt es bei jeder Kirche wenigstens eine Sonntagsschule; eine Gelehrtenschule ist das Codrington College, gegründet von Colonel Codrington, einem Eingebornen der Insel, mit einer jährlichen Revenue von 22,863 Thlrn. Es gibt zahlreiche Wohlthätigkeitsanstalten, mehrere literarische u. landwirthschaftliche Gesellschaften u. mehrere Zeitungen, von denen der Barbados Mercury seit über 114 Jahre besteht; Bevölkerung im Jahre 1855 122,198 Seelen. – Die früheste Geschichte von B. ist eine sehr unzuverlässige. Es scheint den Geographen diese Insel bereits im 16. Jahrh. unter dem Namen Bernados bekannt gewesen zu sein. Nachdem B. um 1600 von einem englischen Schiffe, wahrscheinlich dem ersten, welches je den Ufern nahe kam, besucht worden war, wurde die erste Niederlassung 1625 von Sir William Courteen, einem Londoner Kaufmanne, gegründet, u. seitdem ist die Insel fortwährend englische Besitzung geblieben. 1816 war auf B. ein großer Negeraufstand, in welchem viel Plantagen zerstört wurden. Vgl. Schomburgk, The hist. of B., London 1848; 2) Fluß in Brasilien, in der Provinz Matto-Grosso, der sich nach einem Laufe von 40 Meilen in südöstlicher Richtung in den Paraguay ergießt; er führt Gold mit sich.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.