- Crotonöl
Crotonöl (Oleumcrotonis), ist das aus den Samen des Purgir-Croton (Croton tiglium) gepreßte, honig- od. bräunlichgelbe, unangenehm, dem Jalappahärze ähnlich riechende Öl, das Anfangs nur ranzig, später sehr scharf u. brennend schmeckt, u. dessen drastische Wirkung von einer flüchtigen, an ein scharfes Harz gebundenen Säure bedingt wird. Es kommt meist aus Ostindien über Madras u. Bombay; beim Zerstoßen der Samen bekommen die damit beschäftigten Frauen oft Anschwellungen des Gesichts. In England u. Deutschland preßt man auch das Öl selbst aus, weil man[550] es dann für wirksamer als das importirte hält. Das C. wirkt schnell u. kräftig abführend, wodurch es eine gefährliche Verstopfung beseitigt, u. zugleich wirkt es als Ableitungsmittel nach dem Darmkanale; da es aber zu den scharfen purgirenden Giften gehört, so ist es mit Vorsicht u. nur in sehr kleinen Gaben anzuwenden. Äußerlich reibt man es auf die Haut ein, um Hautröthe u. kleine Pusteln hervorzurufen u. dadurch eine Ableitung von inneren erkrankten Organen zu veranlassen, wie bei Entzündung der Schleimhaut der Luftwege, Drüsengeschwülste, Gicht, Zahnschmerzen etc. Bei Zahnschmerzen reibt man etwas Öl, so viel als etwa am Stöpsel des Gläschen kleben bleibt, hinter das Ohr an der Seite, an welcher die Zahnschmerzen ihren Sitz haben.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.