Decatiren

Decatiren

Decatiren (v. fr.), in Frankreich erfundene u. seit vielen Jahren auch in Deutschland gewöhnliche Art, Tuch u. ähnliche Gewebe zu appretiren, wobei dasselbe nicht in Wasser eingeweicht od. mit Wasser eingespritzt (getrumpft) wird, sondern durch Wasserdämpfe u. Pressung einen Glanz bekommt, der dem Regen u. feuchten Dünsten widersteht. Die Hauptsache beim D. ist, daß man das Tuch von warmen Wasserdämpfen durchdringen läßt u. diese schnell in denselben trocknet. Man hat dazu die Decatirmaschine, eine Art Ofen, welcher 2 Fuß hoch u. 3 Fuß tief u. breit, aus Mauersteinen erbaut ist; die Wände desselben tragen eine hohl liegende, blos in der Mitte unterstützte gußeiserne Platte mit einem erhabenen Rand, in den ein gußeiserner gegitterter Rahmen paßt. Nachdem durch Feuer die obere Platte überall gleichmäßig erhitzt ist, werden in Wasser geweichte u. etwas ausgerungene leinene Tücher darauf gelegt, auf diese der Rahmen mit dem zu décatirenden Tuche, welches schon völlig geschoren u. gepreßt ist; hierauf werden diese durch eine Presse stark zusammen gepreßt. Durch die Hitze der oberen Ofenplatte wird das, in den leinenen Tüchern enthaltene Wasser in Dampf verwandelt, welcher in das zu décatirende Tuch dringt, aber nach wenigen Minuten in demselben trocknet. Je stärker das Pressen geschieht, desto höher wird der Glanz, doch auch um so härter das Tuch. Die Dauer des Dämpfens beträgt etwa 15–25 Minuten, nach demselben wird das Tuch abgenommen u. geschüttelt, damit die Dämpfe entweichen. Nach neuerem Verfahren wird das Tuch auf eine sein durchlöcherte hohle Walze gewickelt, in die man Dämpfe eintreten läßt, die das Tuch durchdringen, später wird es auf Bürstenmaschinen gebürstet u. erhält eine leichte Presse. Auch wickelt man das Tuch auf Walzen u. dämpft es 3 Stunden in einem verschlossenen Behälter, in welchen aus einem Dampfkessel Dämpfe gelangen, od. in einem offenen Kessel, od. der Apparat zum D. hat Bürstencylinder, worüber das Tuch weggeleitet, gebürstet, gereinigt u. auf dem Stapel weich u. glatt gemacht wird. Indem Wasserdämpfe auf das Tuch in seiner ganzen Breite wirken, erhält dasselbe die Glanzkrumpe, da durch eine Druckwalze das Tuch mehr od. weniger an die Bürstencylinder angedrückt wird. Nach dem D. wird es gebürstet u. zusammengelegt. Decatirtes Tuch, wie es oben beschrieben ist, hat den Fehler, daß es leichter bricht, weil die Wolle ihren Nerv verloren hat, weshalb man auch nur Mitteltücher decatirt, seine Tücher behandelt man wie zuletzt erwähnt wurde. Die décatirten Tuche sind krumpfrei.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • Decatiren — nennt man das in Frankreich erfundene Verfahren, wodurch dem Tuche ein bleibender Glanz ertheilt wird. Das schon einmal gepreßte Tuch wird der Einwirkung von Wasserdämpfen ausgesetzt und darauf nochmals gepreßt; je stärker dieses Pressen, desto… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Tuchfabrikation — Tuchfabrikation, die Herstellung der Tuche u. Tuchartigen Stoffe aus wollenem Garn (s.d. u. Wollspinnerei); ist zum Theil noch ein Zweig der Hausindustrie (Tuchmacherei), theils wird sie in geschlossenen Etablissements (Tuchfabriken,… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Presse [1] — Presse, 1) Vorrichtung od. Maschine, durch welche ein anhaltender Druck auf einen Gegenstand hervorgebracht wird. Beim Pressen hat man die Absicht, einen Gegenstand in einen kleinern Raum zu bringen, z.B. vorzüglich bei den Packmaschinen; od. die …   Pierer's Universal-Lexikon

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  • Dampfkrumpe — Dampfkrumpe, so v.w. Decatiren …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Krumpen — (Krimpen), dem käuflichen Tuche vor dessen Verarbeitung zu Kleidungsstücken den starken Preßglanz nehmen u. demselben zugleich Gelegenheit geben einzugehen, damit es nicht bei späterem zufälligem Naßwerden stellenweise seinen Glanz verliert u.… …   Pierer's Universal-Lexikon

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