Presse [1]

Presse [1]

Presse, 1) Vorrichtung od. Maschine, durch welche ein anhaltender Druck auf einen Gegenstand hervorgebracht wird. Beim Pressen hat man die Absicht, einen Gegenstand in einen kleinern Raum zu bringen, z.B. vorzüglich bei den Packmaschinen; od. die flüssigen Theile aus einem Gegenstande auszudrücken, so z.B. beim Keltern, beim Ölpressen, bei Bereitung der Kräutersäfte etc., nasse Körper, namentlich Garne, Zeuge zu trocknen; od. die Oberfläche eines Gegenstandes zu glätten, so bei dem Pressen des Papiers u. wollner Zeuge; od. einen Eindruck od. eine gefärbte Figur auf einem Gegenstande hervorzubringen, so beim Kupfer- u. Bücherdruck, beim Pressen des gemusterten Papiers, Lebers, Horns, Holzes, der Münzen u. kleiner Metallwaaren. Daher Buchbinder-, Buchdrucker-, Öl-, Papierpresse (s.d.) etc. Nach diesen verschiedenen Zwecken haben die P-n verschiedene Einrichtung: A) Schraubenpressen. Bei diesen ist die Mutter für eine flachgängige, schmiedeeiserne Schraube in einem Querriegel eines hölzernen od. eisernen Gerüstes befestigt; nur für untergeordnete Zwecke verwendet man noch hölzerne Schrauben mit scharfem Gewinde. Wird die Schraube in der Mutter herumgedreht, so drückt sie nach unten auf einen beweglichen Riegel od. eine Platte (Preßriegel, Preßplatte, Preßbank, Preßbalken, Preßbeckel), unter welchem der zu pressende Gegenstand auf einer feststehenden Platte od. Klotz, od. in einem Kasten liegt. Auf dem unbeweglichen Preßwändetheil stehen zwei od. vier Ständer, zwischen welchen die bewegliche Preßplatte läuft u. welche die Querriegel mit der Schraubenmutter tragen. Am obern Ende ist die Schraubenspindel zu einem Preßkopfe verstärkt, u. dieser ist entweder mit einen od. zwei Löchern versehen, um eine Stange (Preßstange, Preßbaum) hineinstecken u. sie umdrehen zu können. An den Enden dieser Eisenstange bringt man gewöhnlich Schwungkugeln an, bes. wenn mit der P. ein kurzer aber kräftiger Stoß ausgeübt werden soll. Die Schraube kann auch mittels eines Haspels umgedreht werden (Preßhaspel), od. mittelst Rad u. Getriebe (Radpresse). Bei allen größern P-n der Art ist an der Schraube ein Sperrad angebracht, in welches ein Sperrkegel greift, um das Zurückgehen derselben zu verhindern. Schraubenpressen werden unter Andern auch in den Apotheken zum Auspressen der Kräutersäfte gebraucht. Man nennt Schalenpressen solche, wo die Kräuter in ein Tuch (Preßtuch) gewickelt u. in einen Kasten gethan werden, auf welche den Preßdeckel mittelst der Schraube drückt; an der Seite des Kastens ist ein Loch, woran eine Schnauze od. Abflußrohre sich befindet. Die kleineren P-n der Art sind ganz von Eisen, so daß die Seitenwände der P. u. der Querriegel mit der Schraubenpresse von einem einzigen Bügelgebildet werden. Statt des Kastens dient ein rundes Behältniß von Messing (Schale), in welche der runde messingne Preßdeckel paßt. Weniger gebräuchlich sind hierzu die Plattenpressen, welche einige Ähnlichkeit mit den Buchdruckerpressen haben. Zwei starke hölzerne Platten stehen senkrecht auf einem Gerüste od. einem Fuße u. können durch Schrauben einander genähert werden. Zwischen die Platten werden die Kräuter in einem Beutel (Preßsack) gethan. Damit sich die ausgepreßte Flüssigkeit nicht in das Holz ziehe, sind die Holzplatten auf der innern Seite mit Zinntafeln belegt. Curtis neue Schraubenpresse besteht im Wesentlichen aus einer mit zwei verschiedenen Gewinden versehenen, stählernen Spindel. Oben ist die Gewindweite 3/4 Zoll u. die Mutter sitzt in dem feststehenden Querriegel, weiter unten jedoch hat das Gewinde nur 5/8 Zoll Weite, die zugehörige Mutter befindet sich in einem Riegel, welche in Fugen beweglich läuft u. eine feste Stellung erst dann einnimmt, wenn es erforderlich ist. Die beiden Säulen der P. sind mit Zahnstangen versehen Sobald auf den zu pressenden Gegenstand der erste Druck mit der Schraube weiten Gewindes gemacht ist, fallen Sperrkegel in die Zahnstangen ein u. halten den Preßdeckel auf diesem Punkte fest. Man dreht die Spindel leer zurück u. setzt beim Niederdrehen beide Schrauben in Thätigkeit, welche vereint eben so wirken, wie eine Schraube von 1/8 Zoll Gewindhöhe. Das einmalige Niederdrehen der Spindel bringt den Preßdeckel so weit nieder, daß die Sperrkegel unter den nächsten Zahn fallen können. B) Hebelpressen sind sehr einfach, verlangen aber, um nur einigermaßen wirksam zu sein, einen bedeutend großen Raum. Ihre Wirksamkeit folgt aus der Theorie des einarmigen Hebels; ein horizontaler, an dem einen Ende durch ein Widerlager gestützter Hebel od. Balken preßt, mittelst einer dicht an diesem Stützpunkte unter den Balken gestellten verticalen Stütze, welche mit ihrem untern Ende auf dem Preßdeckel ruht, denselben nieder, sobald man an dem andern Ende ein Gewicht anhängt od. eine andere Kraft wirken läßt. Sehr kräftig u. zum Prägen der Münzen jetzt fast ausschließlich angewendet sind die Kniebebelpressen. Bei diesen[482] sind zwei Hebel durch ein Gelenk mit einander verbunden, so daß sie, wenn nicht gepreßt wird, nicht in einer geraden Linie liegen, sondern eine gebrochene Linie, ein Knie bilden; der eine Hebel ist mittelst eines Gelenkes mit einem festen Querstücke des Gestells verbunden, der andere Hebel ebenfalls durch ein Gelenk mit der in einer Führung geradlinig hin u. her beweglichen Preßplatte. Wirkt nun auf den ersteren Hebel eine Kraft, welche das Knie zu strecken strebt, welche also das gemeinschaftliche Gelenk beider Hebel in die durch die beiden andern Gelenke bestimmte Gerade hineindrücken will, so muß der zweite Hebel die Preßplatte vorwärts treiben, u. zwar geschieht dies mit einer immer mehr wachsenden Kraft, je mehr das Knie sich jener geraden Linie nähert, je weiter die Pressung fortschreitet; vgl. Hagarpresse unter Buchdruckerpresse. C) Keilpressen sind wirksam u. einfach, weil die Kraft dabei nicht durch den Druck, sondern in der Regel durch den Stoß wirkt; hierher gehören bes. die Ölpressen, s. Ölmühle. Noch kräftigere (zusammengesetzte) P-n erhält man durch Verbindung der Schrauben mit dem Hebel, des Keils mit dem Hebel u. des Keils mit der Schraube. D) Cylinderpressen, dazu gehören die Walzod. Quetschmühlen, Streckwerke, Kupferdrucker- u. Copirpressen, Calander, Zuckermühlen etc. Bei diesen Pressen laufen meist zwei horizontale Walzen, wovon die obere von der unteren in beliebigen Abstand gestellt werden kann, mit einander um, ziehen den auszupressenden od. auszuwalzenden Körper mit Hülfe der stattfindenden Reibung durch, u. reduciren dabei die Dicke der letztern auf jene, welche durch die Entfernung der beiden Walzen bedingt wird. E) Bei den Excentrischen P-n wird eine elliptische od. eine excentrische kreisrunde Scheibe um eine der geometrischen parallele Achseumgedreht u. indem sie fortwährend an den Preßdeckel sich anlegt, schiebt sie diesen beständig nach Maßgabe der vorhandenen Excentricität hin u. her (vgl. Schnellpresse). F) Die Hydrostatische P., s.d.; G) die Hydraulische (Brahmas) P., s.d.; H) die Wasserpresse, s.d. 2) Der Glanz, welchen man wollenen Zeugen auf der rechten Seite durch Pressen gibt. Man gebraucht dazu eine Schraubenpresse. Das Zeug wird dabei trocken (trockne P.) od. mit Wasser angefeuchtet in die P. gebracht (nasse P.). Ehe das Zeug gepreßt wird, wird es im Zickzack zusammengelegt u. auf der rechten Seite werden Preßspäne einpapiri od. eingespänt, d.h. auf der linken gröbere Pappenbogen od. alte abgenutzte Preßspäne dazwischen gelegt; die erste Lage des Zeuges macht man doppelt lang, der vorragende Theil (Tasche) wird dann um das einpapierte Zeug herumgelegt. Es werden auf einmal 10–20 Stück Zeug gepreßt, zwischen welche Preßbreter gelegt werden. Bei der warmen P. werden zwischen zwei Stücken Zeug zwei Preßbreter gelegt u. zwischen diese eine heiß gemachte eiserne Platte (Preßplatte). Bei weißen, rothen u. schwarzen Tüchern wendet man kalte Preßplatten an (kalte P.). Wenn die Zeuge 15 Stunden in der warmen od. 20 Stunden in der kalten P. gestanden haben, werden sie umpapiert od. enttäfelt, d.h. man nimmt die Preßspäne heraus u. legt das Zeug von Neuem so, daß nun die Falten in die Mitte kommen, thut Preßspäne dazwischen u. verfährt wie das erste Mal. Das Pressen mittelst der Preßspäne heißt Englische P. Eine besondere Art des Pressens ist das Decatiren (s.d.). 3) An den Windmühlen die Vorrichtung zum Bremsen, ein kreisförmig gebogenes Holzstück, welches das auf der Flügelwelle aufgesteckte Bremsrad umgibt; 4) ein Theil des Strumpfwirkerstuhls (s.d.); 5) an Spinnmaschinen eine Vorrichtung zum Festhalten des Fadens behufs der Streckung; bestand ursprünglich aus zwei Hölzern, zwischen welche der Faden eingeklemmt wurde, diese wurden bei den Cylinderspinnmaschinen durch zwei sich drehende Cylinder ersetzt, welche endlich in die Streckwalzen übergingen.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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