Staatsschatz

Staatsschatz

Staatsschatz (Trésor public), eine Summe baaren Geldes od. geldwerther, jeden Augenblick realisirbarer Papiere, welche der Staat für solche Zeitumstände ansammelt, in denen zu außerordentlich erhöhten Ausgaben gezwungen ist, bes. daher für Kriegsfälle etc. Das Sammeln eines solchen S-es wurde in früherer Zeit allgemein als eine besondere Regel der Staatsklugheit betrachtet, und noch heutzutage beruht bes. die Finanzkraft der meisten asiatischen Staaten vorzugsweise auf dem Besitze eines solchen. In den europäischen Staaten hat bes. der Preußische Staatsschatz Berühmtheit erhalten. Er betrug bei dem Tode Friedrich Wilhelms I. 8,700,000 Thlr., Friedrich der Große hinterließ in ihm eine Summe von 60–70 Mill. Thlrn. Nach den Freiheitskriegen war derselbe vollständig erschöpft. Eine Neubildung erfolgte 1820, indem durch Cabinetsordre vom 17. Jan. d. I. die Resteinnahmen bis 1819 nebst allen dem Staate gehörigen Beständen, die im Laufe der Administration ermittelten Ersparnisse u. Mehreinnahmen nebst anderen zufälligen Einnahmen zur Bildung eines S-es abgeliefert werden sollten. Obschon dabei die Bestimmung getroffen wurde, daß der S. nur als Kriegsschatz, zum Zwecke der Deckung der Kosten einer Kriegsrüstung, dienen solle, so konnte doch dieser Zweck nicht eingehalten werden, u. überhaupt erwies sich, daß die Ansammlung nicht die Progression zu nehmen im Stande war, wie im vorigen Jahrhundert. Vom Jahr 1820–40 wurden nur 24,400,000 Thlr. in den S. eingeliefert u. davon 12,250,000 Thlr. wieder verausgabt. Im Jahr 1848 war der Bestand auf 21/2 Mill. herabgesunken. Neuerdings (1862) ist derselbe auf 16 Mill. angegeben worden. Im Allgemeinen hat sich aber die neuere Staatswirthschaftslehre überhaupt gegen das Ansammeln jedes S-es erklärt, weil einerseits das Todtliegen bedeutender Geldsummen einen Verlust für die Gewerbsthätigkeit u. das Einkommen des Volkes bewirkt, andererseits weil wenigstens in den Ländern, wo Gewerke u. Handel viele Capitale in raschem Umlaufe beschäftigen u. die Regierung sonst das nöthige Vertrauen besitzt, der Staat sich leichter durch Anleihen helfen kann. Immerhin wird indessen ein mäßiger S. insofern seine wirthschaftliche Bedeutung erhalten, als er für den ersten Anlauf bei außerordentlichen Zeitereignissen als Dispositionsfonds zu dienen geeignet ist u. der Regierung bei Beschaffung der nöthigen außerordentlichen Ausgabedeckungsmittel eine freiere Hand gewährt.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Staatsschatz — Staatsschatz, soviel wie Staatskasse, insbes. ein Vorrat an barem Geld, der vom Staate für außergewöhnliche Bedürfnisse zurückgelegt und unter besonderer Verwaltung gehalten wird. Ein solcher Schatz wurde früher von Herrschern im dynastischen… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Staatsschatz — Staatsschatz, soviel als Staatskasse; auch eine von dem Staate für gewisse Ereignisse, namentlich Krieg, hinterlegte Summe, jetzt als unzweckmäßig erkannt, weil dieselbe unproductiv daliegt und wenn der Krieg eintritt, doch nie zureicht …   Herders Conversations-Lexikon

  • Staatsschatz — ↑Ärar …   Das große Fremdwörterbuch

  • Staatsschatz — Der Staatsschatz (Aerar, Ärar) war ein Vorrat an barem Geld und Edelmetallen, insbesondere Gold, welcher von einem Staat für außergewöhnliche Bedürfnisse, vornehmlich zur Deckung der ersten großen Ausgaben vor Ausbruch und bei Beginn eines Kriegs …   Deutsch Wikipedia

  • Staatsschatz — Staats|schatz 〈m. 1u; unz.〉 Geld od. Edelmetallvorrat eines Staates * * * Staats|schatz, der: staatlicher Vorrat an Devisen u. Gold, auch an Bargeld u. a. * * * Staats|schatz,   Geld und/oder Edelmetallvorrat, der bis zu Beginn des 20.… …   Universal-Lexikon

  • Ekwtime Takaischwili — Denkmal Taqaischwilis in Tiflis Ekwtime Taqaischwili (georgisch ექვთიმე თაყაიშვილი; * 3. Januar 1863 in Lichauri, Georgien; † 21. Februar 1953 in Georgien) war ein georgischer Historiker, Archäologe und Politiker …   Deutsch Wikipedia

  • Ekwtime Taqaischwili — Denkmal Taqaischwilis in Tiflis Ekwtime Taqaischwili (georgisch ექვთიმე თაყაიშვილი; * 3. Januar 1863 in Lichauri, Gurien, Georgien; † 21. Februar 1953 in Tiflis) war ein georgischer Hist …   Deutsch Wikipedia

  • Taqaischwili — Denkmal Taqaischwilis in Tiflis Ekwtime Taqaischwili (georgisch ექვთიმე თაყაიშვილი; * 3. Januar 1863 in Lichauri, Georgien; † 21. Februar 1953 in Georgien) war ein georgischer Historiker, Archäologe und Politiker …   Deutsch Wikipedia

  • Alexios III. (Byzanz) — Alexios III. Angelos (griechisch Ἀλέξιος Γ Ἄγγελος; † nach 1210 in Nicäa) war ein byzantinischer Kaiser von 1195 bis 1203. Er war der zweite Sohn des Andronikos Angelos, eines Neffen des Kaisers Alexios II. Aspron Trachy Münze in… …   Deutsch Wikipedia

  • Alexios III. Angelos — Kaiser Alexius III. mit seiner Gattin Kaiserin Euphrosyne Alexios III. Angelos (griechisch Ἀλέξιος Γ Ἄγγελος; † nach 1210 in Nicäa) war byzantinischer Kaiser von 1195 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”