Sympathetische Tinte

Sympathetische Tinte

Sympathetische Tinte, ist eine solche Tinte, deren Schriftzüge zunächst nicht sichtbar sind, sondern erst nach Anwendung verschiedener Mittel, wie durch Erwärmen od. Einwirkung anderer Substanzen zum Vorschein kommen. Es gibt dreierlei Principe, nach welchen S. T. dargestellt werden kann: a) die eine Methode gründet sich darauf, daß viele organische Körper sich bei höherer Temperatur früher zersetzen, als die Holzfasern, aus welchen das Papier besteht, u. daß bei dieser Temperatur sich Kohle ausscheidet, so daß die Schriftzüge, welche mit einer farblosen Lösung eines solchen Stoffes geschrieben worden sind, beim Erwärmen unter Braunwerden zum Vorschein kommen. Derartige Flüssigkeiten sind Essig, Citronensaft, Milch etc. b) Gewisse unorganische Salze haben im krystallisirten Zustande eine wenig hervortretende Farbe; wird aber durch Erwärmen das Krystallwasser entfernt, so tritt häufig eine intensive Färbung (die Färbung der wasserfreien Salze) ein. Die Auflösungen solcher Salze benutzt man häufig zu S-r T., z.B. das Kobaltchlorür, welches im wasserhaltigen Zustande blaßroth, im wasserfreien schön blau ist. Eine Auflösung von diesem Salze in viel Wasser bildet die S.T. von Hellot. Schreibt man mit derselben auf Papier, so ist die Schrift wegen der blaßrothen Farbe nicht sichtbar, erwärmt man aber das Papier, so entsteht das wasserfreie blaue Chlorür u. die Schrift erscheint schön blau. Beim Erkalten verschwindet die Schrift wieder in Folge von Wasseranziehung. Enthält die Kobaltlösung Nickel od. Eisen, wie es meist der Fall ist, so erscheint die Schrift grün, c) Die sogenannten Geheimtinten, welche im diplomatischen Verkehr vor der Einführung elektrischer Telegraphen zuweilen Anwendung gefunden haben sollen. Zur Herstellung dieser Tinten gehören zwei Flüssigkeiten, welche beim Zusammenbringen, in Folge doppelter Wahlverwandtschaft, charakteristisch gefärbte Niederschläge od. Färbungen erzeugen. Mit der einen Flüssigkeiten, welche farblos sein muß, schreibt der Absender seinen Brief; der Empfänger benetzt den Brief mit der zweiten Flüssigkeit A, worauf die Schriftzüge zum Vorschein kommen. Hierzu sind sehr viele Flüssigkeiten geeignet: aa) A = eine Lösung von Gerbsäure, B = eine von Eisenvitriol; bb) A = eine Lösung von gelbem Blutlaugensalz, B = eine von Eisenvitriol; cc) A = eine Lösung von Bleizucker, B = eine von Schwefelleber; dd) A = eine Lösung von Jodkalium, B = eine von Höllenstein (die Schrift kommt im Sonnenlicht zum Vorschein); ee) A = eine sehr verdünnte saure Auslösung von Eisenchlorid, B = schwefelblausaure Dämpfe (die Schriftzüge erscheinen mit blaurother Farbe, verschwinden aber wieder durch Ammoniakdämpfe).


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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