Tersteegen

Tersteegen

Tersteegen, Gerhard, Mystiker der Reformirten Kirche, geb. 25. Nov. 1697 in Meurs, erlernte seit 1713 in Mülheim a/R. die Kaufmannschaft, wo er sich den sogenannten Erweckten anschloß; da sein Stand der gänzlichen Hingebung an die von ihm eingeschlagene Richtung hinderlich zu sein schien, so verließ er 1719 denselben u. wurde in Mühlheim Bandmacher, wobei er ein völlig ascetisches u. einsiedlerisches Leben führte, sich mit Lectüre u. Übersetzungen erbaulicher Schriften älterer u. neuerer Mystiker beschäftigte u. seit 1725 Vorträge in den separirten Zusammenkünften der Erweckten hielt. Bes. stand er in Verbindung mit den Separatisten in Otterbeck, wo die klosterähnliche Pilgerhütte gestiftet war, für deren Brüder er die Regeln schrieb, ferner in Elberfeld, Solingen, Crefeld, mit Wilh. Hofmann, mit den Anhängern Poirets in den Niederlanden etc. Als er 1740 in Folge eines kurfürstlich pfälzischen u. königlich preußischen Verbotes die Conventikel einstellen mußte, so nahm er fremde Gesinnungsverwandte bei sich auf u. befriedigte den Drang seiner Mildthätigkeit bes. durch Speisung u. Heilung armer Leute; 1750 begann er seine öffentliche Wirksamkeit, u. obgleich er sich später der Kirche wieder mehr näherte, so blieb er doch von derselben separirt, hauptsächlich weil er das Abendmahl für entweiht dadurch hielt, daß offenbare Sünder dazu gelassen würden. Er starb 5. April 1769 in Mühlheim u. am 6. April 1838 wurde ihm daselbst ein Denkmal gesetzt. Er übersetzte Labadie's Manuel de piéte, 1726, Thomas' von Kempen Nachfolge Jesu, 1727, Gerl. Petersens Soliloquien, 1727, u.a. mystische Schriften; u. schrieb Unparteiischer Abriß christlicher Grundwahrheiten, 1724, herausgegeben 1801, 2. A. 1842; Auserlesene Lebensbeschreibungen heiliger Seelen, 1733–53, 3 Bde., 2. A. 1754; Der Weg der Wahrheit (die Vorrede zu den von ihm übersetzten Schriften), 1750; Geistliche Brosamen, 1769–73, 2 Bde.; Die wahre Theologie des Sohnes Gottes, herausgegeben 1821; Gedanken über die Werke des Philosophen von Sanssouci, 1853; Nachgelassene Schriften, 1842; Gesammelte Schriften, Stuttg. 1844, 4 Bde.; Auswahl von Gebauer, ebd. 1845; Briefe (deutsche, Sol. 1773–1775, 2 Bde., u. holländische, Hoorn 1772); Gebete, herausgegeben 1852; Geistliches Blumengärtlein (enthaltend Kurze Schlußreime, Betrachtungen u. Lieder), Frkft. 1727, 15. A. Essen 1855. Die Lebensbeschreibung T-s, Solingen 1775, u. von G. Kerlen, Mühl. 1851, 2. A. 1853.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Tersteegen — Tersteegen,   Gerhard, Mystiker und Dichter, * Moers 25. 11. 1697, ✝ Mülheim an der Ruhr 3. 4. 1769. In einem reformierten Elternhaus aufgewachsen, wandte sich Tersteegen früh dem Pietismus zu. Geprägt durch die Teilnahme an den pietistischen… …   Universal-Lexikon

  • Tersteegen — Tersteegen, Gerhard, geistlicher Liederdichter, geb. 25. Nov. 1697 in Mörs, gest. 3. April 1769 in Mülheim a. d. Ruhr, wurde besonders durch die mystischen Lehren I. de Labadies (s. d.) beeinflußt, konnte jedoch wegen Armut den geistlichen Beruf… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Tersteegen — Tersteegen, Gerhard, reform. Mystiker und Pietist, geistl. Liederdichter, geb. 25. Nov. 1697 in Mörs, lebte als Seidenbandwirker in Mülheim a. d. R., gest. 3. April 1769; schrieb: »Geistl. Blumengärtlein« (1729; neueste Aufl. 1898), »Brosamen«… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Tersteegen — Tersteegen, Gerhard, ein Vertreter des ältern Pietismus, geb. 1677 zu Meurs (im heutigen Rheinpreußen), Bandmacher, verschrieb sich 1724 mit seinem eigenen Blute dem Dienste Christi, gab sein Handwerk auf, wurde Reiseprediger und st. 1769. Seine… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Tersteegen — Gerhard Tersteegen Verbliebener Teil der Altstadt Mülheim mit dem Tersteegenhaus (links im Bild) …   Deutsch Wikipedia

  • Tersteegen — westniederdeutsche bzw. niederländische Wohnstättennamen zu mnd. to der stege(n) »zur Stufe, Treppe, zum Steg; zum (steilen) Weg«. Die Entstehung des Familiennamens zeigt der Beleg aus Coesfeld a. 1359 Hermannus tor Steghe molendinarius [Müller] …   Wörterbuch der deutschen familiennamen

  • Gerhard Tersteegen — Verbliebener Teil der Altstadt Mülheim mit dem Tersteegenhaus (links im Bild) T …   Deutsch Wikipedia

  • Gerhard Tersteegen — (November 25, 1697 April 3, 1769), a German Reformed religious writer, born at Moers, at that time the capital of a countship belonging to the house of Orange Nassau (it fell to Prussia in 1702), which formed a Protestant enclave in the midst of… …   Wikipedia

  • Терстеген, Герхард — Герхард Терстеген нем. Gerhard Tersteegen …   Википедия

  • Liste der Kirchenlieder — Dies ist die Liste der Kirchenlieder in alphabetischer Reihenfolge mit Verweisen zu den Komponisten (K) und den Dichtern (D). Siehe auch: Liste der Kirchenlieder Luthers, Liste der Kirchenliederkomponisten, Liste der Kirchenliederdichter, Liste… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”