- Treubund
Treubund, ein zu Ende 1848 in Berlin von Männern antidemokratischer Richtung als Anhänger des scharf ausgeprägten Preußenthums gegründeter Verein, welcher anfangs den Namen Royalistenbund erhielt, jedoch bald nach seiner Constituirung, im Februar 1849, T. für König u. Vaterland genannt wurde. Als Zweck des Bundes ward aufgestellt: die Treue an den König zu befestigen u. für die sittliche Bildung des Volkes u. die Wohlfahrt aller Staatsangehörigen Sorge zu tragen; beiläufig wurde auch der Erhaltung des constitutionellen Princips Erwähnung gethan. Mitglied des Bundes, welcher in drei Grade getheilt wurde, konnte jeder über 20 Jahr alte Preuße werden, mußte sich jedoch von einem Mitgliede des Bundes in Vorschlag bringen lassen, welches beim Bunde die Bürgschaft des Vorgeschlagenen übernahm, u. wurde dann unter gewissen Formalitäten feierlich aufgenommen. Ein den Verhältnissen des Mitgliedes angepaßtes Eintrittsgeld u. ein monatlicher Beitrag (der Ärmste mindestens 1 Sgr.) ward festgestellt. Die Theilnahme an dem Bunde war unter allen Klassen der Bevölkerung sehr zahlreich, u. bis Mitte 1849 soll der T. über 10,000 Mitglieder gezählt haben. Als nachher von dem Constitutionalismus abgesehen wurde, so trat zwischen den Anhängern der Constitution u. deuen des Absolutismus Zwiespalt ein, welcher bald einen förmlichen Bruch herbeiführte, in Folge dessen im November 1849 ein neuer Bund: Die Treue mit Gott für König u. Vateland unter dem Grafen Luckner ins Leben trat, während an der Spitze des älteren der Graf von der Asseburg stand. Eine im Januar 1850 zusammenberufene Generalversammlung, wozu die auswärtigen Zweigvereine Deputirte sendeten, gab dem älteren Bundesrathe sein ganzes Vertrauen, ermächtigte ihn zum selbständigen Handeln in allen Bundesangelegenheiten u. verpflichtete jedes Mitglied jedem Bundesbeschlüsse Gehorsam zu leisten. Der jüngere Bund hatte sich bereits am 9. Decbr. 1849 wieder aufgelöst. Vgl. Fr. Kunze, Der T. für König u. Vaterland, Berlin 1849. Von der Wirksamkeit eines im Juli 1849 in Berlin gestifteten u. in vier Grade getheilten T-es für Preußens Frauen u. Jungfrauen, dessen Aufgabe sein sollte zur Lösung der socialen Fragen beizutragen u. ein Musterhaus zur Erziehung armer Kinder zu errichten, ist nichts zur Öffentlichkeit gelangt. Auch in Kurhessen bildete sich zu Kassel am 6. Nov. 1850 aus ähnlichen Elementen wie in Preußen ein T., um die Treue für den Kurfürsten u. sein angestammtes Fürstenhaus, sowie die Liebe zum Vaterlande zu beleben, zu stärken u. zu befestigen, löste sich aber am 9. November 1853 auf.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.