- Vespasiānus
Vespasiānus, Tit. Flavius Vesp., Sohn des Flavius Sabinus, geb. 17. Novbr. 9 n. Chr. bei Reate im Sabinerlande, diente erst unter Caligula als Volkstribun in Thracien, wurde dann Quästor in Kreta u. Kyrene, später Ädil u. Prätor. Er diente hierauf in Britannien u. wurde 51 Consul u. darauf Proconsul von Afrika. Durch seine Sparsamkeit machte er sich hier so verhaßt, daß er in Folge einer Empörung fliehen mußte. Nero machte ihn 67 n. Chr. zum Feldherrn gegen die empörten Juden. Mit Umsicht hatte er den Krieg bald beendigt u. belagerte noch Jerusalem, da wurde er im Juli 69 von den Legionen des Orients als Gegenkaiser des Vitellius gewählt. Während Antonius für ihn in Italien den Vitellius bekriegte u. Rom besetzte, eroberte er selbst Alexandrien, wo er dann den Winter zubrachte, u. zog, nachdem Vitellius ermordet worden war, 70 n. Chr. in Rom als Kaiser ein. Er bezähmte die Parther, besiegte die Sarmaten u. dämpfte den Aufstand der Bataver unter Civilis; legte Colonien an, brachte den Senat wieder zu Ehren, gab mehre Gesetze zur Herstellung der Ruhe u. Ordnung, vermehrte u. regelte die Staatseinnahmen (wobei er sich jedoch den Vorwurf der Habsucht zuzog), stellte strenge Rechtspflege u. die Disciplin im Heere her, begünstigte Wissenschaften u. Künste, führte zahlreiche Bauten aus, namentlich ließ er das im Bürgerkrieg niedergebrannte Capitolium wieder herstellen, baute den Friedenstempel u. das Amphitheatrum Flavianum. Übrigens lebte er einfach u. war mild gegen Staatsverbrecher. Er st. 23. Juni 79 an der Ruhr in Rom, vgl. Rom S. 288. Lebensbeschreibung von Cramer, Jena 1785. Ihm folgten seine Söhne Titus (s.d. 1) u. Domitianus (s.d. 1) nach einander.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.