- Wasserkunst
Wasserkunst, 1) eine Anstalt, wo durch eine hydraulische Maschine Wasser aus der Tiefe gehoben wird, theils um es blos aus der Tiefe wegzuschaffen, wie bes. bei dem Grubenwasser der Berggebäude, theils um es an bestimmte Orte zu leiten u. z.B. die Bewohner einer Stadt, od. auch die Cascaden u. Springbrunnen einer Gartenanlage mit dem nöthigen Wasser zu versorgen. Hierzu ist dann meist ein Gebäude in Gestalt eines bis 100–200 Fuß hohen Thurms (Wasserschloß, Wasserthurm) nöthig. In dem untern Theile dieses Thurmes ist ein Bassin, in welches das Wasser eines Bachs od. Flusses tritt, welches gehoben werden soll. Über diesem Bassin ist die Wasserhebmaschine, meist ein durch thierische, Wasser-, Dampfod Windkraft getriebenes Druckwerk. Wird die W. durch ein Wasserrad (Kunstrad), eine Wassersäulenmaschine, ein Windrad, eine Dampfmaschine getrieben, so nennt man sie beziehungsweise Wasserradkunst, Wassersäulenkunst, Windkunst, Dampfkunst. Die Steigröhren der Druckpumpen reichen bis in den obersten Raum des Thurms u. ergießen daselbst ihr Wasser in ein großes Behältniß, den Wasserkessel. In neuerer Zeit bedient man sich statt der hohen Standröhren großer säulenförmiger Windkessel u. versieht dieselben mit einer kleinen Luftpumpe, welche die etwa durch die Wandfugen entweichende od. von dem Wasser mit fortgeführte Luft dem Windkessel wieder ersetzen; od. man erzeugt den hohen Druck im Wasser durch einen stark belasteten Kolben von entsprechend großem Durchmesser. Druckregulatoren der letzten Art hat Armstrong mehrfach bei Wassersäulenkrahnen, Aufzügen u. dgl. angewendet u. Accumulatoren genannt. Mehre mit Hähnen verschließbare Röhren leiten das Wasser im Thurme wieder herab u. dann unter der Erde fort an den bestimmten Ort, z.B. in öffentliche Wasserkästen od. auch in Privatwohnungen. Zunächst leitet man das Wasser an die höchsten Punkte u. führt es von da in Röhren den niedrigen Punkten zu. Soll das Wasser zu einer bedeutenden Höhe, etwa 400–600 Fuß, getrieben werden, so setzt man oft zwei od. drei Druckwerke mit einander in Verbindung, wovon das folgende das Wasser aus einem Bassin schöpft, in welches es das vorhergehende ausgegossen hatte. Vgl. Kastenkunst, Paternosterwerk, Scheibenkunst, Stangenkunst u. Wasserhebmaschine 2) (Wasserkünste), eine Anlage von Cascaden u. mehren Springbrunnen, welche unter einander in Verbindung stehen.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.