- Amboise [2]
Amboise (spr. Angboas), adliges französisches Geschlecht, Besitzer der Stadt Amboise, erlosch mit Sulpice III. schon im 13. Jahrh. in männlicher Descendenz; die Erbtochter, Margaretha, heirathete Reinald von Bervie, u. deren Sohn, Johann I. (st. 1274), ward der Gründer des neuen Hauses A.; seine 2 Enkel, Peter I. u. Hugo, stifteten im 14. Jahrh. die ältere u. jüngere Linie. Von jener ist: 1) Louis, durch tragische Schicksale u. die Verfolgungen, welche er von La Tremouille, Karls VII. Günstling, erfuhr, bekannt. Er verlor schon 1431 die Stadt u. Umgegend A. wegen Felonie u. st. 1469, u. mit ihm erlosch seine Linie. Von der jüngern Linie sind: 2) Georg, geb. 1460, Anfangs Bischof von Montauban u. Almosenier des Königs Ludwigs XI., dann Erzbischof von Narbonne u. 1493 von Rouen, seit 1498 Minister unter Ludwig XII. u. Cardinal. Papst Alexander VI. ernannte ihn zu seinem Legaten in Frankreich, u. nach dessen Tode strebte A. vergebens nach der päpstlichen Tiara. Im Besitz eines ungeheuren Vermögens, welches er durch seine eigennützige Verwaltung Frankreichs erworben hatte, st. er 1510 zu Lyon. Lebensbeschreibung von Montagnes, Par. 1631, u. von le Gendre, Rouen 1724, Amst. 1726. 3) Aymar d'A., Großmeister des Johanniterordens (s.d.), st. 1512. 4) Charles A. de Chamont, geb. 1472, wurde 1502 Generallieutenant u. Gouverneur von Paris, 1506 Gouverneur von Mailand u. Genua, war auch Marschall, Feldherr u. Staatsmann; st. 1511. Die jüngere Linie st. mit 5) François Charles, französischem Generallieutenant, der 1650 bei Bordeaux u. 1651 in Catalonien focht u. dann zuletzt Generalgouverneur von Languedoc war, 1656 aus. 6) Francisca, s. Francisca, Herzogin von Bretagne.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.