- Antonīnus
Antonīnus. I. Römische Kaiser: 1) Tit. Aurelius Fulvius Bojonius A. Pius, geb. 86 n. Chr. in einer Villa bei Lanuvium, Sohn des Aurelius Fulvius u. der Arria Fadilla, war erst einer der 4 Verwalter Italiens, dann Proconsul von Asien; vom Kaiser Hadrian adoptirt, wurde er dessen Nachfolger als römischer Kaiser u. regierte 138–161 n. Chr., gerecht, mild, freigebig, unterstützte Künste u. Wissenschaften, führte wenig Kriege, schonte die Christen, s. Rom (Gesch.). Seine Gemahlin war die unwürdige Faustina (s.d.). Da er keine Söhne hatte, so adoptirte er den Marc Aurel u. Lucius Verus. Nach ihm wurde die eine der Antoninussäulen in Rom genannt, s. Rom (a. Geogr.). 2) Marcus Annius Verus Aurelius A., gewöhnlich A. Philosophus od. Marc Aurel genannt, Sohn des Annius Verus u. der Domitia Calvilla, geb. 126 n. Chr. zu Rom, erhielt eine vortreffliche Erziehung von Stoikern (Sextus v. Chäronea), zu deren Philosophie er daher sich in Lehre u. Leben bekannte; Antoninus Pius adoptirte ihn u. gab ihm seine Tochter Faustina zur Gemahlin. Er folgte dem Vorigen 161 als römischer Kaiser, sein Mitregent war sein Bruder L. Verus. A. als Regent wie als Heerführer, bes. gegen die Germanen, ruhmreich, starb 180 zu Vindobona; über seine Regierung s. Rom (Gesch.). Sein unwürdiger Sohn u. Nachfolger war Commodus. Unter seine Regierung gehört die Sage von der Donnerlegion. (s.d.); der Staat setzte ihm die eine der bekannten Antoninussäulen (s. Rom [a. Geogr.]). Er schrieb Τὰ εἰς ἑαυιόν (Betrachtungen über die menschlichen Pflichten nach stoischen Grundsätzen); zuerst herausgegeben von Xylander, Zür. 1558, dann von Casaubon. Lond. 1643, Gataker, Cambridge 1652 u. Lond. 1707, Morus, Lpz. 1775, Schulz, Schlesw. 1802, Korai, Par. 1816; deutsch von Reche, Frkf. 1797 u. von Schulz, Schlesw. 1799; Briefe an Fronto in der Ausgabe des Fronto von A. Mai, Rom 1823. Über ihn schrieb Mahner, Halle 1772, u. N. Bach, Lpz. 1826. 3) Luc. Älins Aurel. A. Commodus, s. Commodus. 4) Marc. Aur. Bassianus, so v.w. Caracalla; unter ihm wurde die nach ihm genannte Antonini Iinerarĭa veröffentlicht, s. Itinerarium. 5) Publius Sept. A. Geta, Caracallas Bruder u. Mitregent, s. u. Caracalla. 6) A. Diadumenus, s. Diadumenus. 7) A., Gegenkaiser des Kaisers Alex. Severus, 229 n. Chr. II. Edle Römer: 8) Titus Arrius A., Großvater des Kaisers Antoninus Pius mütterlicher Seits, 69 n. Chr. Consul. An ihn sind mehrere Schreiben des jüngeren Plinius gerichtet. 9) A., Sohn des Petronius Mamertinus, Neffe des Kaisers Commodus, fiel als Opfer seines tyrannischen Oheims 190 n. Chr. 10) A. Heliogabalus, s. Heliogabulus. III. Schriftsteller: 11) A. Liberalis, lebte unter den Antoninen, Verfasser von Μεταμορφ ώσε ς. 41 Erzählungen von Verwandlungen, aus verschiedenen Dichtern u. Prosaikern gezogen, herausgegeben von Xylander, Bas. 1568; dann von Muncker, Amsterd. 1676; Verheyk, Leyd. 1774; Teucher, Lpz. 1791, Koch, ebd. 1832 u. von Westermann in den Mythographi gr.; Bast, Epist. crit. super Antonino Lib., lat. von Wiedeburg, herausgeg. von Schäfer, Lpz. 1809. 12) A., Sohn des Eustathius, schwärmerischer Philosoph der neuplatonischen [579] Schule im 4. Jahrh. n. Chr. IV. Heiliger: 13) St. A., geb. zu Florenz 1389, Dominicaner; ward zuletzt 1446 Erzbischof in Florenz; st. 1459; von Hadrian VI. canonisirt; Tag in der römischen Kirche: 2. Mai, in Paris: 10. Mai; schrieb: Summa theologica, Nürnb. 1478, 4 Bde., Fol.; Summa historialis, Ven. 1480, 3 Bde., Fol.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.