- Nadel
Nadel, 1) dünner, länglicher, spitziger Körper, daher auch Gemeinname von Steck-, Näh-, Pack-, Strick-, Haar-, Radier-, Speck-, Magnet-, Probiernadel u. m.; 2) (Chir.), in anatomischen Bestecken gerade u. krumme, vom Chirurgen zu mehrern Verrichtungen gebraucht, die auch ihre Form bestimmen, so bes. als Heftnadeln, zum Vereinigen von Wundrändern, von gekrümmter Form, an der Spitze zweischneidig, am andern Ende mit einem Öhre, so auch zu Anlegung von Ligaturen, desgleichen breitere zum Einbringen von Haarseilen; eigne als Impfnadeln zur Inoculation von Pocken od. als Staarnadeln, s.u. Staaroperation, mit einem Kopfe versehn, zum Anlegen der umschlungenen Naht, bes. auch zur Operation der Hasenscharte, zum Vernähen der Leichen u. m. a. Daher Nadelhalter (Acutenaculum, französisch Portaiguille), zangenartiges Instrument, um beim Heften kleiner Wunden die Nadeln fest zu halten, wenn man mit den Fingern nicht wohl dazu kommen kann; 3) (Sammetweberei), aus Messingdraht (für Velpel aus Holz) gefertigte Stäbchen, welche in die Nadelsache eingesteckt werden, um aus der Polkette Schleifen zu bilden; sie werden als Zug- od. Ritzernadeln aus Drahte von halbmond- od. birnförmigem Querschnitte gemacht; als Setz- od. Schneidnadeln dagegen sind sie mehr herzförmig od. dreieckig u. haben auf der einen od. beiden schmalen Kanten eine Längenfurche, in welcher man beim Schneiden od. Reißen des Sammtes mit dem Messer hinfährt; 4) (Jacquardstuhl), horizontale gerade Drähte, in der Mitte mit einem runden Öhr, durch welche je eine Platine hindurchgeht, versehen; in dem Öhr kann die Platine auf- u. niedergehen; die vordern Enden der Nadeln ragen durch die Öffnungen des Nadelbretes hervor u. gegen sie schlägt das Prisma an, wobei diejenigen Nadeln u. zugleich ihre Platinen zurückgeschoben werden, denen kein Loch in der eben auf dem Prisma liegenden Karte entgegensteht; die zurückgeschobenen Platinen werden von den Hebmessern nicht erfaßt u. nicht gehoben; 5) (Drahtweberei), ein etwa zolllanges eisernes Lineal, mit welchem der Schuß in das Fach eingezogen wird, wenn er aus einzelnen, nicht zusammenhängenden Drahtstücken besteht; 6) ein Berg, dessen oberer Theil spitzig ausläuft; 7) als Seeausdruck so v.w. Magnetnadel; 8) im Verhältniß zu ihrer Länge sehr schmale, linien- od. auch pfriemenförmige, dabei steife u. von harzigem Stoff durchdrungene, auch im Winter grün bleibende, an ihrer Basis aber mit seiner, häutiger Scheide umhüllte Baumblätter. Bäume mit solchen Blättern, heißen überhaupt Nadelholz, im Gegensatz von Laubholz; 9) Krystallisation in Form einfacher, gerader Nadeln (wie bei der Eisbildung), welche dann durch ihr Aneinanderfügen zusammengesetzte Formen bilden; 10) zarte Spitzen od. Zacken, welche auf der [640] Fläche mancher Mineralien aufrecht stehen; 11) Tropfen Blei, die beim Löthen der Bleiröhren durch die Löthung dringen u. sich inwendig an denselben ansetzen; 12) Querbalken auf dem Boden einer Schleuße, eines Siels, überhaupt eines Rostes; 13) (Aiguilles), die höchsten Spitzen der Alpen.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.