Blasebalg

Blasebalg

Blasebalg, ein Werkzeug, mit welchem eine Luftströmung nach einem bestimmten Orte hervorgebracht wird, gemeiniglich in der Absicht, um die Glut eines Feuers zu schüren. Die kleineren, in der Hauswirthschaft gebräuchlichen Arten werden mit der Hand geführt; Handwerker, die am Feuer arbeiten, brauchen größere; letztere sind 2–6 Fuß lang u. werden durch eine besondere Vorrichtung mit dem Fuße getreten od. mit der Hand gezogen. Der B. besteht aus zwei Bretern od. Holzplatten (Backen), die durch Leder luftdicht so verbunden sind, daß sie aufgezogen u. zusammengedrückt werden können. Das obere, Balgdeckel, ist beweglich; das untere, der Boden, ruht bei feststehenden B-n auf dem Balggerüste; die hinten hervorragenden Hölzer der Backen heißen Balgarme. Beim Aufziehen des B-s schöpft derselbe Luft durch das Balgventil, eine am Boden befindliche Klappe; beim Zusammendrücken des B-s wird die Luft durch eine blecherne Röhre (Balgliese), die zur Verlängerung eines hohlen, zugespitzten Stück Holzes (Balgkopf) an der vorderen Seite des B-s befindlich ist, herausgepreßt u. an den bestimmten Ort geleitet. Auch nennt man Balgliese den an der Röhre befindlichen blechernen Deckel, welcher die Luft aus dem B. ausströmen läßt, aber verhindert, daß Feuer hineingezogen werde. Unter dem B. befindet sich der Balgschemel, ein dünner Balken, welcher auf einer Seite so befestigt ist, daß er bewegt werden kann, auf der anderen Seite aber von dem Däumling der Welle niedergedrückt wird, u. mittelst einer, am Balgarm des Deckels befestigten Kette denselben niederzieht; die beiden Eisen, welche das Gelenk dieses beweglichen Balkens bilden, heißen Backeneisen. Das bewegliche Holz über einem großen B., welches auf einer Seite mit Steinen beschwert ist, heißt Balgschwengel. Indem nun diese Seite niedergedrückt wird, hebt die andere den Deckel des B-s, sobald der Däumling der Welle den Balgschemel verlassen hat. Bei einem kleinen B., der getreten wird, ist der Balgschwengel das Stück Holz, welches mit dem Tritte in Verbindung steht u. den Deckel in die Höhe schiebt. Die Vorrichtung, wodurch die Menge der aus dem B. ausströmenden Luft mittelst ihres Drucks auf eine Wasser- od. Quecksilbersäule prüft, heißt Balgprüfer; die krumme Linie, nach welcher die zum Bewegen des B-s dienenden Wellfüße construirt werden. Balglinie. Oft werden große[848] B-e durch eigene Blasemühlen od. Dampfmaschinen mit Welle u. Hebel in Bewegung gesetzt. Die Verfertigung u. Ausbesserung der hölzernen B-e geschieht in Gegenden, wo Hüttenwerke u. dgl. sind, von unzünftigen Personen, den Blasebalgmachern. Die Erfindung der B-e wird dem Scythen Anacharsis zugeschrieben. Ehedem hatte man auf den Hüttenwerken auch B-e mit ledernen Seitenwänden; doch seitdem Hanns Lobsinaer, ein Nürnberger, die hölzernen ums Jahr 1550 erfand, wurden sie durch dieselben verdrängt.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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