- Breite [2]
Breite, 1) Astronomische B., der sphärische Abstand eines Gestirns von der Ekliptik. Sie ist nördliche B. od. südliche B., je nachdem das Gestirn, von der Ekliptik aus gerechnet, nach deren Nord- od. Südpole zu liegt. Nimmt man darin die Erde als Mittelpunkt der fingirten Himmelskugel an, so nennt man die B. eine geocentrische; dagegen eine heliocentrische, wenn man sich die Sonne als Mittelpunkt der Himmelskugel denkt. Bei den Fixsternen, deren ungeheuere Entfernung den Unterschied unmerkbar macht, stimmen die heliocentrischen B-n mit den geocentrischen überein; dagegen weichen sie bei den andern Himmelskörpern ab; doch läßt sich, wenn nur die Entfernung bekannt ist, die geocentrische B. leicht in eine heliocentrische verwandeln. Sonst bestimmte man die Punkte auf der Himmelskugel nur durch astronomische B. u. Länge, jetzt ist die Bestimmungsart durch gerade Aufsteigung u. Abweichung die gewöhnlichere. 2) Geographische B., der Abstand[262] eines Ortes auf der Erde vom Äquator. Man berechnet denselben nach Graden, Minuten u. Secunden, die man auf dem Meridian des Orts mißt, dessen B. man bestimmen will. Da aber dieser Meridian von dem Äquator bis zum Pol nur ein Viertelkreis ist u. also 90° hält, so zählt man die B. auch nur bis zu 90° vom Äquator aus gerechnet u. bestimmt nur durch den Zusatz: nördliche B., südliche B. die Halbkugel, auf welcher der zu bestimmende Ort liegt. Zu der B. eines Ortes muß man, um auch den Punkt seiner Lage zu erfahren, noch die Länge (s.d.) desselben suchen. Auf der Karte findet man die B. eines Ortes, indem man den ihn durchschneidenden Parallelkreis bis zum Rand der Karte, wo der Grad desselben angegeben ist, verfolgt. Um zu erfahren, unter welchem Grade der B. ein Ort der Erde, wo man sich grade befindet, u. dessen B. man nicht kennt, liegt, nimmt man die Astronomie zu Hülfe. Der Pol des Himmels würde nämlich, wenn man zum Pol der Erde gelangen könnte, dort genau im Scheitelpunkte des Beobachtenden stehen u. erscheint dagegen, wenn der Beobachtende sich unter dem Aquator befindet, ihm im Horizont. Geht der Beobachtende nun weiter nach dem Pol zu u. hat sich z.B. 5° vom Äquator entfernt, so wird ihm der Himmelspol, dem er sich näherte, 5° über dem Horizont erhoben erscheinen. Die Polhöhe steht daher mit der B. stets in einem gewissen Verhältniß u. weiß man, welches die Polhöhe eines beliebigen Ortes ist, so kennt man auch die geographische B. desselben; vergl. Polhöhe. Die Breitengrade sind Meridiangrade, diese aber, weil die Meridiane von der einen Kreislnie, wegen Abplattung der Erde, etwas abweichen, einander nicht gleich, sondern nahe am Äquator kleiner u. nach den Polen zu zunehmend größer. Da diese Abweichung indessen nicht bedeutend ist, so nimmt man sie in gewöhnlichen Fällen alle sich gleich u. 15 geographische Meilen groß an u. nennt die so bestimmte B. die beobachtete od. astronomische B., die hingegen, wo man die Abplattung der Erde berücksichtigt, die wahre B. Man erwähnt jetzt auch einer magnetischen B. (s.d.); 3) (Markscheidek.), wird von Seigerpunkte auf die Mittagslinie eine grade Linie wagerecht u. eine andere senkrecht gezogen, so heißt das Stück der Mittagslinie, welche jene beiden Linien von demselben abschneidet, die B., die senkrechte aber die Länge von der wagerechten. Die B. ist nördlich od. südlich, je nachdem sie in dem nördlichen od. südlichen Theile der Mittagslinie legt. Die Länge nennt man östlich od. westlich, je nachdem sie sich auf der östlichen od. westlichen Seite der Mittagslinie befindet.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.