- Nesle [1]
Nesle (spr. Näbl), 1) Stadt im Arrondissement Mondidier des französischen Departements Somme am Lingon; 1700 Ew.; die frühern Besitzer waren Marquis; 1472 wurde N. von den Burgundern erobert, wobei der Herzog Karl der Kühne die ganze Besatzung hinrichten od. verstümmeln, die Stadt aber niederbrennen ließ; 2) Benedictinerabtei in dem Bezirk von Troyes, 1560 von den Hugenotten zerstört, worauf die Abtei in das benachbarte Villenonce verlegt wurde; 3) (Thurm des Hamelin), Thurm in Paris, dem Louvre gegenüber, am andern Ufer der Seine, wohin der Sage nach Margaretha von Burgund, Gemahlin des Königs Ludwig X., junge Fremde lockte, dort Buhlerei mit ihnen trieb, sie dann aber ermorden u. in die Seine werfen ließ. Dies das Sujet eines französischen Romans, nach welchem eine Gesellschaft von Wüstlingen 1844 in Paris sich Namen gaben u. junge Mädchen u. Frauen in ihren Schlupfwinkel, den sie Thurm von N. nannten, lockten u. dort mißbrauchten, bis sie entdeckt u. bestraft wurden.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.