- Charon [1]
Charon (spr. Karon), 1) in der Griechischen Mythologie Sohn des Erebos u. der Nyx, war der Fährmann der Unterwelt, ein finsterer, grämlicher, schmutziger Greis, welcher die von Hermes ihm zugeführten Seelen der bestatteten Gestorbenen über die Flüsse der Unterwelt, Styx, Kokytos u. Acheron, mit seinem Kahne in das vom Höllenhund Kerberos bewachte Todtenreich übersetzte, wofür er den den Todten in den Mund gelegten Obolos od. Danake als Lohn erhielt. Die Vorstellung vom Ch. bei den Griechen ist ausländischen Ursprungs; so nahmen z.B. die Ägyptier ein Übersetzen der Todten über den See bei Memphis an. Auf Bildwerken erscheint Ch. immer in seinem Kahne; anders war die Vorstellung von Ch. bei den Etruskern, die ihn nicht nur als Geleiter der Todten in die Unterwelt, sondern auch als Wache an der Todespforte u. thätig in den Schlachten sich dachten, eine abschreckende. Henkersgestalt von halbthierischem Äußern, mit einem Hammer bewaffnet; vgl. I. A. Ambrosch, De Charonte Etrusco, Bresl. 1837. 2) Ch., nach dem Talmud böser Geist, von Moses in eine Grube gesperrt, der stets hervorzukommen suche wenn die Juden Übels thäten. 3) Ch, Thebaner, unterstützte den Pelopidas bei Befreiung Thebens; beide waren die ersten Böotarchen. 4) Ch., aus Lampsakos; lebte vor dem Peloponnesischen Kriege, schrieb eine Geschichte Persiens, der Gründung der griechischen Städte, über die Alterthümer von Lampsakos, über Äthiopien, Libyen, eine Umschiffung der Gegenden außerhalb der Säulen des Hercules u.a. Fragmente in Creuzers Historicorum graec. antiquiss. fragmenta, Heidelb. 1806. 5) Ch., Freund des Apollonios von Rhodos, dessen Argonautika er commendirte.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.