- Apollonĭos
Apollonĭos, I. Feldherren, Statthalter etc.: 1) A., Statthalter von Syrien u. Phönicien unter Seleukos Philopator, wurde von Antiochos Epiphanes vertrieben. 2) A., Sohn des Vor., früher Geißel zu Rom; fiel von Alexander Balas ab, trat in die Stelle seines Vaters, verlor aber gegen Jonathan die Schlacht bei Asdod. 3) A., Sohn des Mnestheus, Feldherr des Antiochos Epiphanes, nahm Jerusalem ein u. plünderte es; 166 v. Chr. von Judas Makkabäos geschlagen u. getödtet. 4) A. aus Sikyon, gegen 178 v. Chr.; hinderte die Verbindung des Achäischen Bundes mit dem König Eumenes von Pergamos. II. Gelehrte, Dichter etc.: 5) A. Pergäos, Mathematiker aus Perga, Schüler des Archimedes; lehrte 250–221 v. Chr. in Alexandria u. Pergamum. Von seinen Schriften sind erhalten: Περὶ κωνικῶν τομῶν (von den Kegelschnitten), 8 Bücher, 4 in griechischer Sprache, die letzten nur in arabischer u. daraus (von Borelli, Flor. 1661, Fol.) verfertigter lateinischer Übersetzung, herausg. von Halley, Oxford 1710, Fol., deutsch von Diesterweg 1822 u. Paucker 1837; Έπίπεδοι τόποι (von den Ebenen), hat R. Simpson wiederherzustellen gesucht, latein. Glasgow 1749, deutsch von Camerer, Lpz. 1796; Περὶ νεύσεων, restituirt von Horsley, Oxford 1770, deutsch von Diesterweg, Berl. 1823: Περὶ ἀποτομῆς, restituirt nach Pappos von E. Halley, Oxf. 1706, deutsch von Diesterweg, Berl. 1827; Περὶ χωρίου ἀποτομῆς, von dems., ebd. 1827, u. Richter, Halberstadt 1828; Περὶ ἅοεων (von den geometrischen Berührungen), deutsch von Camerer aus dem Pappos, Gotha 1795, u. Heumann, Bresl. 1817; Περὶ διωρισμένης τομῆς, restituirt von Simpson, bearb. von Diesterweg, Mainz 1822, Grabow, Frankf. 1828. Vgl. Vieth, Leitfaden zur vollständ. Bearbeit. des wiederhergestellten A., Dessau 1820. 6) A. Memphites, Arzt um 250 v. Chr., wahrscheinlich in Kleinasien, Anfangs Anhänger des Herophilos (daher A. Herophileios), später des Erasistratos u. des Straton (daher auch Stratonikos, Archistraton, Organikos); schrieb über Pflanzen, den Puls, über Krankheitsnamen, Gelenkkrankheiten, Verrenkungen; Erfinder mehrerer zusammengesetzter Mittel. 7) A. Kronos (d.i. der Schwachsinnige), Philosoph der megarischen od. dialektischen Schule, aus Cyrene, im 3. Jahrh v. Chr., Lehrer des Dialektikers Diodoros. 8) A. Antiochenos, aus Antiochien, Arzt, Empiriker (daher A. Empirikos), nach der Zeit des Serapion; schr. zur Vertheidigung seines Vaters A. gegen Zeno. 9) A. Rhodios) aus Alexandria, nach And. aus Naukratis, geb. um 236 Schüler des Kallimachos, Grammatiker u. Dichter, lehrte eine Zeitlang als Rhetor auf Rhodos u. erhielt hier das Bürgerrecht (daher sein Beiname) u. war seit 194 v. Chr. Bibliothekar in Alexandria. Übrig von ihm ist das epische Gedicht Άργοναυτικά in 4 Büchern, den Zug der Argonauten darstellend, herausgeg. zuerst Florenz 1496, später von Brunck, Straßb. 1780, n. A. mit Scholien von Schäfer 1810–13, 2 Bde.; von Chr. D. Beck, Lpz. 1797,1. Bd.; von Wellauer, ebd. 1828, 2 Bde.; übers. von Bodmer, Zürich 1779, u. Willmann, Köln 1832; über A. schrieb Weichert, Meißen 1821. 10) A. Rhetor od. Molon, aus Alabanda, Rhetor zu Rhodos, wurde unter Sulla's Dictatur von Rhodos nach Rom gesandt, wo ihn Cicero u. Cäsar hörten; in seinen Schriften behandelte er Homer u. die Redekunst, schr. auch über die Geschichte der Ägyptier u. Juden. 11) A. Sophista, aus Alexandria, Grammatiker im 1. Jahrh. v. Chr., schr. Λέξεις Όμηρικαί, ein Lexikon über Homerische Ausdrücke (herausgegeben von Villoison, Paris 1773, von Tollius, Leyden 1788); Epigramme u. Erläuterungen zu Kallimachos. 12) A. aus Kition (daher A. Citiensis, ... Citicus, auch A. Mys), Arzt u. Chirurg, kurz vor der christlichen Zeitrechnung; schrieb über den Puls, Krankheiten der Gelenke, Cuporistic (verloren), Commentar über Hippokrates Bücher von den Gelenken, herausgeg. von Dietz, Königsb. 1834. 13) A. aus Tyana in Kappadocien (daher Tyanäos od. Tyanensis, A. Cappadox). Schon bei seiner Geburt (um das Jahr Christi) sah seine Mutter allerhand Träume u. Vorzeichen, welche seine einstige Größe andeuteten, u. weil sie nach der Entbindung einen Blitz neben sich niederfahren gesehen hatte, so erklärten die Einw. von Apollonia später den A. für einen Sohn Jupiters. Er hörte zu Tarsos den Rhetor Euthydemos; von allen philosophischen Systemen, die er durch den Umgang mit namhaften Männern kennen lernte, sprach ihn der Pythagoreismus, in dessen Geheimnisse ihn Euxenos einweihte, am meisten an. Er lebte in den Städten Ciliciens u. Pamphyliens, jedoch meist zu Ägä, im Tempel des Äsculap, wo Orakelsprüche ertheilt wurden; er selbst gab solche Orakel, u. sein Ansehn stieg so, daß er einst durch sein persönliches Hervortreten einen Aufruhr zu Aspendos stillte. Nach dem Tode seines Vaters vertheilte er sein Vermögen unter die Armen, machte eine Reise durch das Innere Asiens (hier lernte er zu Ninive od. Babylon den Assyrer Damis kennen, den er sehend machte u. der ihn als Dolmetscher auf seinen Reisen begleitete), von da nach Indien, wo er überall mit Auszeichnung aufgenommen ward, bes. von Jarchas, dein Obersten der Gymnosophisten. Von Indien kehrte er über Babylon nach Kleinasien zurück u. trat hier in den Hauptstädten, nach pythagoreischer Weise, als Sittenprediger auf, that dazu Wunder, prophezeihte, beschwor Geister der Abgestorbenen etc.[609] Unter andern versetzte er sich im Augenblick von Smyrna nach Ephesos u. beschwor dort die Pest, indem er einen Bettler zu steinigen befahl, an dessen Stelle am anderen Tage unter den Steinen ein Hund lag, in welchen der Dämon der Pest angeblich gefahren war. Auf seiner Weiterreise in Kleinasien, nach den Inseln u. nach Griechenland wurde er häufig eingeladen, in die Städte zu kommen, um die Verfassungen zu verbessern, öffentliche Plagen zu entfernen, Kranke zu heilen etc. Überall suchte er die Priesterschaften der angesehensten Tempel für sich zu gewinnen, die auch zur Verbreitung seines Ruhms beitrugen; nur der Hierophant der Eleusinien betrachtete ihn als gemeinen Zauberer u. verweigerte ihm Aufnahme in die Mysterien. Er ging nun nach Kreta u. dann (unter Neros Regierung) nach Rom, wo er eine Jungfrau vom Tode erweckte, aber mit den fremden Philosophen vertrieben wurde; in Spanien, wohin er nun ging, betheiligte er sich an einer Verschwörung gegen Nero; deshalb entfloh er nach Afrika, Silicien u. wieder nach Athen, wo er nun auch in die Eleusimen eingeweiht wurde. Nun wanderte er nach Ägypten, wieder nach Kleinasien u. Äthiopien, u. kam unter Domitian nochmals nach Rom, um sich wegen einer Anklage, Mitverschworener gegen den Kaiser zu sein, zu rechtfertigen. Er ward ins Gefängniß geworfen, u. vor Gericht gestellt, endigte er seine Vertheidigung damit, daß er vor den Augen der Richter verschwand u. in demselben Augenblick zu Puteoli bei seinen Schülern Damis u. Demetrius war. Nachdem er sich noch längere Zeit in Sicilien, Griecheland, auf den Inseln u. in Kleinasien umhergetrieben hatte, starb er, nachdem er in Ephesos eine pythagoreische Schule eröffnet hatte, daselbst 96 n. Chr. (n. Ein. 80, n. And. 90, n. And. 100 u. mehrere Jahre alt); n. And. verschwand er im Minerventempel zu Lindos, n. And. fuhr er in Kreta aus dem Tempel der Diktynna, wo man ihn eingeschlossen u. den Hunden vorgeworfen hatte, gen Himmel; nach And. machte er sich als 100jähriger Greis durch die 7 von einem indischen Zauberer erhaltenen Zauberringe wieder jung. Seine Landsleute errichteten ihm zu Tyan einen Tempel. A. soll mehrere Schriften verfaßt haben, von denen jedoch nur noch 80 Briefe (herausgeg. in mehreren Sammlungen der griechischen Epistolographen) vorhanden sind, deren Echtheit aber bezweifelt wird. Verloren ist die Schrift von Hierokles (s.d. 1), welcher den A. Jesu gegenüberstellte, u. des A. Lebensbeschreibung von Damis, noch vorhanden ist die auf Befehl der Kaiserin Julia Domna vom älteren Philostratos (s.d.) geschriebene Vgl. Mosheim, De existimatione Apollonii Tyan.; Schröder, De Apoll. Tyan., Wittenb. 1723; Zimmermann, De miraculis Apoll. Tyan., Edinb. 1755; Herzog, Philos. pract. Apoll. Tyan., Lpz. 1719; Baur, Apollonios u. Christus, Tüb. 1832; A. ist auch der Held in Wielands Agathodämon. 14) A. Dyskolos (d.i. der Murrkopf), od. A. Grammatikos, Grammatiker aus Alexandria, lebte um 163 n. Chr. in Alexandria, dann in Rom unter Hadrian u. Antoninus Pius, zuletzt wieder in Alexandria; schr. viel, übrig ist: Περὶ συντάξεως (von der Wortfügung), herausgeg. von Sylburg, Frankf. 1590, u. Bekker, Berl. 1817; Περὶ ἀνιωνυμίας (über das Pronomen), herausgeg. von Bekker, ebd. 1813; Περὶ συνδέσμων u. Περὶ ἰπιῤῥημάτων (über die Conjunctionen u. Adverbien), herausg. von Bekker, im 2. Bd. der Anecd. gr., u. wunderbare Geschichten, herausgeg. zuerst Basel 1568, von Teucher, Lpz. 1792. 15) A. aus Chalkis od. Chalkedon, Stoiker, gegen 150 n. Chr., Lehrer des Kaisers Marc Aurel. 16) A. Myndios, aus Myndos, Astronom, dem man im Alterthum die Kenntniß der chaldäischen Astronomie verdankte. 17) A. aus Aphrodisias, Oberpriester u. Geschichtschreiber; schr. über Karien, über Tralles, über die Einweihung in die Mysterien des Orpheus. III. Künstler: 18) A. aus Tralles, Sohn des Artemidoros, Schüler des Menekrates, Bildhauer, kurz nach Alexander d. Gr., mit seinem Bruder Tauriskos Verfertiger des Farnesischen Stiers (s.d.). 19) A. aus Athen, angeblich Verfertiger des Torso im Belvedere. 20) So v. w. Apollos.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.