- Bodmer
Bodmer, 1) Johann Jakob, geb. den 19. 1698 in Greifensee bei Zürich; Anfangs zum Geistlichen, dann zum Kaufmann bestimmt, folgte er seiner Neigung zu ästhetischen u. literarischen Studien u. wurde 1725 Professor der helvetischen Geschichte u. Politik zu Zürich, auch 1737 Mitglied des Großen Rathes; er gab 1775 sein Amt auf u. st. den 2. Jan. 1783. In dem Streite der Gottschedschen u. Schweizerischen Schule (s.u. Deutsche Literatur) stand B. an der Spitze der letzteren, welche daher den Namen Bodmerianer führten. Er gab 1721 Discurse der Maler, mit Breitinger u. A. heraus; u. schr.: Von dem Wunderbaren in der Poesie etc., Zürich 1740; Kritische Betrachtung über die poetischen Gemälde der Dichter, ebd. 1741; Kritische Briefe, ebd. 1746; Neue kritische Briefe, ebd. 1749; das Epos: Noachide, Zürich 1752, n. Ausg. 1781; Politische Schauspiele, ebd. 1768 f., 3 Bändchen; Calliope, kleinere epische Gedichte, ebd. 1767, 2 Bände; u. übersetzte Miltons Verlorenes Paradies, ebd. 1732. B. gehört zu den Wiedererweckern der altdeutschen Poesie, indem er den Parcival (Zürich 1753), die Fabeln aus der Zeit der Minnesinger, ebd. 1757, u. die Manessische Sammlung, ebd. 1758, 2 Thle., herausgab. Vgl. Meister; Über B. nebst Fragmenten aus seinen Briefen, Zürich 1783; Danzel, Gottsched u. seine Zeit, Lpz. 1848. 2) Georg, geb. 1786 in Zürich, Mechaniker, kam in seinem 16. Jahre in Hauptweil im Thurgau zu einem Mechaniker in die Lehre, erfand hier schon 1803 die Schrauben- od. Kreuzräder u. verbesserte 1805 die Baumwollspinnmaschinen. In Küßnacht im Canton Zürich legte er eine eigene mechanische Werkstätte an u. fertigte hier 1808 eine gezogene einpfündige Kanone für Granaten, dieselbe wurde von hinten geladen u. die mit Knallpulver versehenen Granaten sprangen beim Eindringen in den Gegenstand; eine badische u. französische Artilleriecommission 1810 u. 1814 bestätigten die Wirkung dieses Geschützes, dessen Modell aber bei einem Brande verloren ging. Seit 1809 nach St. Blasien übergesiedelt, wurde er 1816 Capitän der Artillerie u. erhielt die technische Leitung der großherzoglichen Eisenwerke u. der Gewehrfabrik in St. Blasien, während er auch einer Werkstätte u. Spinnerei vorstand. 1822 kehrte er in die Schweiz zurück, entwarf den Plan zum Bad Schinznach im Aargau u. war für die Herzogschen Sinnfabriken in Aarau sehr thätig. 1824 ging er nach Manchester, errichtete hier eine Werkstätte zum Bau von Maschinen, brachte das sogenannte Bandvereinigungssystem, welches ihn schon in St. Blasien beschäftigt hatte, zur Ausführung (wodurch die Baumwollspinnerei wesentlich vervollkommnet wurde), baute das erste größere Wasserrad zu Bolton von 61 Fuß Durchmesser, vervollkommnete die Locomotiven u. erwarb im Laufe von 20 Jahren viele Patente über mehr als 80 Maschinen u. Werkzeuge zum Drehen, Bohren, Walzen etc., von denen die meisten in Anwendung sind; 1847 ging er nach Österreich, um sich bei den dortigen Eisenbahnbauten, bes. bei der Sömmeringbahn, zu betheiligen. 3) Gottlieb, geb. 1804 in München, Maler u. Lithograph, ging, um sich in der Lithographie auszubilden, nach Paris u. kehrte von dort nach München zurück, wo er 1837 st. Die bekanntesten seiner Lithographien sind: Die Madonna von S. Sisto, nach dem Kupferstich von F. Müller; Der Abschied des Königs Otto nach Foltz u. die Baierische Königsfamilie nach Monten.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.