- Collodĭum
Collodĭum (v. gr. Kolla, Leim), die Auflösung der Schießbaumwolle in Äther. Diese klare, farblose Flüssigkeit von Syrupconsistenz, mit einem Pinsel auf die Haut gestrichen, erstarrt nach baldiger Verflüchtigung des Äthers zu einem festhaftenden u. undurchdringlichen Überzuge, der das Heftpflaster ersetzt. Man bedient sich des C-s in allen den Fällen, wo die Luft von einer Wunde abgehalten werden soll, daher bei Hautabschürfungen, gegen aufgewaschene Hände der Waschfrauen, wund gelaufene Füße, Blutegelstiche, die zu lange bluten, wunde Brustwarzen bei stillenden Müttern, flache Geschwüre, gegen Zahnschmerzen, wenn dieselben von dem Zutritt der Luft in hohle Zähne herrühren, gegen Brandwunden u. Frostbeulen; auch als entzündungswidriges Deckmittel (bei Rose, Hämorrhoidalknoten etc.), ebenso in der Augenheilkunde, um durch Verkleben der Augenlider das Auge vor äußeren Einwirkungen zu schützen; C. elastĭcum (C. mit Terpentin- od. Ricinusöl, 1 Scrupel[265] auf 1 Unze), C. cantharidatum, als blasenziehendes Mittel (spanische Fliegen mit Äther ausgezogen, abdestillirt u. dem C. zugesetzt). C. wird mit einem Pinsel aufgetragen od. Baumwolle damit befeuchtet aufgelegt. Das starre C. in Gestalt dünner Blätter ist wegen seiner stark elektrischen Eigenschaften bei elektrischen Apparaten vielfältig anwendbar u. in vielen Fällen ein Surrogat der Goldschlägerhaut, z.B. zur Anfertigung kleiner Luftballons. Auch braucht man das C. statt der Lacke u. Firnisse od. der Wasserglaslösung, um durchsichtige u. glänzende Überzüge herzustellen u. in der Photographie zur Herstellung der Collodiumbilder. Zur Collodiumfabrikation mischt man 1 Th. trocknen Salpeter mit 3 Theilen concentrirter Schwefelsäure u. taucht in diese Flüssigkeit nach u. nach Baumwolle, läßt letztere 2–3 Stunden darin, worauf man sie auswäscht, trocknet u. schließlich in Äther, der mit 8 Procent Alkohol versetzt ist, auflöst.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.