- Darstellung
Darstellung, 1) die Vorstellung von Personen vor andern an Orten ihrer Bestimmung, z.B. D. der Zeugen, s. Production; bes. 2) die feierliche Vorstellung von Personen, welche zu heiligem Dienste bestimmt sind, vor dem Altar in dem Tempel; so: D. Christl (Lichtmeß), die Vortragung des Kindes Christi in den Tempel zu Jerusalem 6 Wochen nach seiner Geburt, zugleich bei der Darbringung des Reinigungsopfers (Mariä Reinigung), nach der jüdischen Sitte, daß der erstgeborne Sohn dem Herrn dargestellt, d.h. entweder für den Tempeld ienst bestimmt, od. durch eine Geldsumme von den Leviten gelöst wurde. Das Fest wird in der Christlichen Kirche am 2. Febr. gefeiert; D. der h. Jungfrau (Aufopferung der h. Jungfrau), die Darbringung der Jungfrau Maria als dreijährigen Kindes von ihren Eltern in dem Tempel zu Jerusalem, um sie dem Herrn zu weihen, daß sie stets Jungfrau bleibe. Die Katholische Kirche feiert das vom Papst Gregor IX. 1372 eingeführte Fest der D. der h. Jungfrau am 21. Nov., u. darnach wurde auch der Orden von Mariä Reinigung der Orden der D. der h. Jungfrau genannt; 3) die Thätigkeit, durch welche etwas Gedachtes, sei es von der Wirklichkeit gegeben od. ein Erzeugniß der Phantasie, für Andere sinnlich wahrnehmbar wird. Das Object der D. kann zunächst in einem körperhaften, belebten od. die Idee des Belebtseins erweckenden Gegenstande, dann durch Zeichnung u. Farbe, endlich durch Worte zur Anschauung gelangen. Die Aufgabe des Schauspielers, des plastischen Künstlers u. des Malers ist die ästheti'sche D., d.h. diejenige Verbildlichung einer schönen Idee welche in dem Anschauenden einen dieser Idee entsprechenden Gefühlszustand hervorbringt, also auch in Formen gekleidet ist, welche durch sich selbst Wohlgefallen erregen. Der Dichter bedient sich zur D. des körperlosen Mittels der Sprache u. erreicht den höchsten Grad der Kunst dann, wenn seine D. so lebendig u. wahr ist, daß sie in dem Hörer diejenigen Gefühlserregungen erzeugt, denen er ausgesetzt sein würde, wenn er Augenzeuge der wirklichen Handlung wäre. Darstellende Dichtung nennt man Epos u. Drama desbalb, weil beide Ereignisse u. Handlungen versinnlichen, während die Lyrik gleich der Musik eine individuelle Stimmung, einen persönlichen Gemüthszustand offenbart. Die ästhetische D. steigert sich im Drama durch die Kunst des Schauspielers zum höchsten Grade der Vollendung, wenn sie den Zuschauer vergessen macht, daß die handelnden Personen andere sind als diejenigen, deren Wesen sie darstellen. Aus diesem Grunde pflegt man der mimischen Kunst vorzugsweise den Namen darstellende Kunst, u. dem Schauspieler, weil er mit seiner ganzen Persönlichkeit zur D. des Charakters, den er vorstellt, wirkt, den eines darstellenden Künstlers beizulegen.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.