Diamagnetismus

Diamagnetismus

Diamagnetismus, alle den magnetischen Anziehungen entgegengesetzte Erscheinungen; Diamagnetĭcum, ein Gegenstand, auf welchen der Magnet anders als auf magnetische Körper wirkt. Durch Anwendung sehr starker Magnete entdeckte Faraday, daß der Magnetismus nicht bloß auf Eisen, Nickel u. Kobalt einwirke, sondern überhaupt auf alle Körper, so jedoch, daß man dieselben eintheilen muß in solche, welche wie das Eisen von Magneten angezogen werden, paramagnetische, u. solche, welche von Magneten abgestoßen werden, diamagnetische. Der bequemste Weg, den immer nur sehr schwachen D. wahrnehmbar zu machen, besteht darin, daß man zwischen die einander sehr nahen Pole eines hufeisenförmigen Elektromagneten an einen Coconfaden ein Stäbchen des zu untersuchenden Körpers aufhängt, welches dann nicht wie ein Eisenstäbchen sich achsial, d.h. von Pol zu Pol, sondern äquatorial, d.h. senkrecht, dagegen einstellt. Um den D. von Flüssigkeiten zu prüfen, füllt man damit eine Röhre von dünnem Glase an u. behandelt sie ebenso. Der D. zeigt sich am stärksten beim Wismuth, demnächst an Phosphor, Antimon, Zink, Zinn, Flintglas, Quecksilber, Blei, Silber, Kupfer, Wasser, Gold, Alkohol etc. Bei durchsichtigen Körpern offenbart sich der D. außer durch Abstoßung noch darin, daß, wenn ein polarisirter Lichtstrahl das zwischen den Polen des Elektromagneten befindliche Diamagneticum in der Richtung der Achse durchläuft, seine Polarisationsebene im Augenblick des Entstehens des Elektromagnetismus gedreht wird. Plückers u. Faradays Versuche haben ferner gezeigt, daß die optischen Achsen der optischeinachsigen od. zweiachsigen Krystalle, abgesehen von der sonstigen paramagnetischen od. diamagnetischen Beschaffenheit des Stoffes, abgestoßen werden u. daß auch bei undurchsichtigen Körpern die Richtung des Krystallgefüges (Magnekrystallachse) etwas weniger stark diamagnetisch abgestoßen wird, als jede andere Richtung. Zur Erklärung des D. sind zwei verschiedene Theorien aufgestellt worden: W. Weber hält die diamagnetische Abstoßung des Wismuths ebenso für einen polaren Zustand im Wismuth, wie die magnetische Anziehung im Eisen, nur daß beim Wismuth im genäherten Ende durch den Magnet ein gleichartiger, also feindlicher Pol hervorgerufen wird. Die Möglichkeit einer solchen umgekehrten Magnetisirung ist unter der Annahme der Ampèreschen Molecularströme durch das Gesetz der Voltainduction gegeben, nach welchem während der Annäherung des Wismuth um die Molecüle desselben Ströme erzeugt werden, welche das genäherte Ende zu einem gleichartigen Pole machen u. welche dann auch nach der Annäherung fortdauern. Im Eisen werden zwar auch solche Ströme erregt, doch verschwindet hier ihre Wirkung gegen die Magnetisirung im gewöhnlichen Sinne. Hankel nimmt an, daß die Magnetkraft beim Durchdringen der Körper einen Widerstand erfahre, welcher sich natürlich als eine Abstoßung der Masse zu erkennen gebe. Nach dieser Ansicht erklärt sich die Abstoßung der optischen Achsen einfach durch die weitere Annahme, daß nach dieser Richtung der Widerstand am geringsten sei.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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