Antimon

Antimon

Antimon (Chem., Spießglanzmetall, Spießglanzkönig, Regulus antimonii, Stibium, Zeichen: Sb., At. Gew. 1612,9), rhomboëdrisches, zerbrechliches, blättriges, glänzendes, bläulich- (wenn es völlig rein ist) silberweißes (an der Luft geglüht), sich als ein weißer Rauch, der sich an kalten Körpern anlegt u. oft in weißen, glänzenden Krystallen (Flores antimonii argentei, Antimonblumen) anschließt, verflüchtigendes Metall, von 6,8 spec. Gew., in den Hüttenwerken durch Rösten u. Schmelzen des rohen Spießglanzes mit einem Zusatz von Eisen, das sich mit dem Schwefel desselben verbindet, dargestellt, reiner aber u. frei von Eisen dann gewonnen, wenn man eine genau zusammengeriebene Mischung von fein gepülverten 8 Theilen Schwefel-A., 6 Theilen Weinstein, 3 Theilen Salpeter in kleinen Portionen in einen glühenden Tiegel bringt, nach beendigter Verpuffung schnell zusammenschmelzen läßt u. das geschmolzne Metall nach dem Erkalten von der Schlacke trennt. Sollte noch eine fremdartige Beimischung sich finden, so hat man es mit der Hälfte od. gleichem Gewicht A-oxyd noch einmal umzuschmelzen. Man kann auch 100 Theile Schwefel-A., 42 Th. Eisen, 10 Th. calcinirtes Glaubersalz u. 21/2–31/2 Th. Kohle zusammenschmelzen.[563] Wenn man von dem geschmolznen, auf der Oberfläche erstarrten Metall das noch flüssige abgießt, so bleiben im Innern regelmäßige Krystalle. Das A. schmilzt bei 425° u. verwandelt sich bei starker Rothglühhitze in Dämpfe. In einem kegelförmigen Gefäß erkaltet, ist es sternförmig, in Strahlen, die von der Axe ausgehen, krystallisirt (A. stellatum). schmilzt bei + 425. Das A. wird in der Pharmacie zur Darstellung vieler Präparate, von denen aber ein großer Theil obsolet geworden ist u. die im Allgemeinen auf die Absondrung des Schweißes, der Darmausleerungen, der Expectoration, in größrer Gabe Brechen erregend, sonst aber kräftig auflösend wirken, in der Technik aber zu mehreren Metallverbindungen, bes. mit Blei u. Zinn, die dadurch spröder werden, zur Bereitung der, zum Schriftgießen dienlichen Masse benutzt. Auch wurden ehedem aus diesem Metall Becher (Brechbecher, s. unten) u. erbsengroße Kugeln (Pilulae perpetuae) geformt, welche letztre verschluckt Brechen erregten, u. da dieselben wieder ziemlich unverändert ausgeleert wurden, vielmal zu gleichem Zwecke benutzt werden konnten. Verbindungen: A) mit Sauerstoff: a) als Antimonsuboxyd (92,4 Metall, 7,6 Sauerstoff), graues Pulver, das sich als Überzug an dem der feuchten Luft ausgesetzten Metall, auch am positiven Pol der Galvanischen Säule bildet, wenn man sich eines A-drahtes bei Zerlegung des Wassers bedient. h) Antimonoxyd (1 At. A., 3 At. Sauerstoff od. 84,3 Metall u. 15 Sauerstoff), findet sich als Weißspießglanzerz in der Natur, wird bereitet aa) durch Sublimation des Metalls in der Rothglühhitze als glänzende weiße Nadeln (Spießglanzblumen-Schnee); bb) (graues A-oxyd), aus Algarothpulver od. basisch schwefelsaurem A-oxyd durch Digestion mit kohlensaurer Kalilösung u. Auswaschen des Rückstandes, der ein graulich weißes, geschmackloses, in Wasser unlösliches Pulver darstellt, das in trocknem Zustande, mit einem glühenden Körper berührt, zunderartig verglimmend, sich in antimonige Säure, bei Berührung mit einem löslichen Schwefelmetalle in Spießglanzsafran (s. unt.) bildet; cc) in nicht ganz reinem Zustand als Antimonglas (Vitrum antimonii), durch Schmelzen des noch nicht vollständig gerösteten Spießglanzes der Spießglanzasche, od. einer Mischung von A-oxyd u. Schwefel od. A., glasartige Mischung von A-metall u. A-oxyd schöndurchsichtig hyacinthroth, wenn sie A-oxyd im Überschusse hat, schwarz u. undurchsichtig aber, wenn das A. prävalirt; ehedem zur Bereitung des Brechweinsteins u. der Brechbecher benutzt. Das A-oxyd besitzt schwachsaure Eigenschaften u. kann sich einigermaßen mit Basen, z.B. mit Kali zu A-oxodkali verbinden; bildet aber mit Säuren die A-oxydsalze (s. u. den betreffenden Säuren). Sie sind farblos, od. zuweilen durch etwas Eisengehalt gelblich, werden durch Schwefelwasserstoffsäure orangegelb, durch Zink, Kadmium, Eisen metallisch gefällt; die löslichen werden durch vieles Wasser in saure u. basische Salze zum Theil auch vollständig zerlegt. Antimonige Säure (Sb2O8, Acidum stibiosum, ehemals Antimonium diaphoreticum non ablutum, von Andern auch als A-oxyd bezeichnet), stellt ein schneeweißes Pulver dar, das beim Erhitzen gelb wird, schmilzt nicht, ist sehr feuerbeständig u. schwer zu reduciren, wird gebildet, wenn A-metall durch Salpetersäure oxydirt, die Masse zur Trockne abgedampft u. geglüht wird, auch beim Rösten des Schwefel-A. an freier Luft, beim Verbrennen des A-oxyds u. beim Glühen der A-säure, u. besteht aus 18,13 A-metall, 19,87 Sauerstoff. Man betrachtet diese Oxydationsstufe des A. gegenwärtig allein als eine Verbindung von A-oxyd mit A-säure. Antimonasche (Cinis antimonii), graue, aus antimoniger Säure, zufällig noch nicht ganz oxydirtem Spießglanzoxyd u. unzersetztem Spießglanz bestehende Masse, welche entsteht, wenn A. bis zum Aufhören des schwefeligen Geruchs, doch nicht bis zum Schmelzen geröstet wird. Mit Basen bildet die antimonige Säure Salze: meist farblos, krystallisirbar, theils in Wasser löslich, theils nicht, als: antimonigsaures Kali-Natron etc. Antimonsäure, (SbO3, Acidum stibicum), wird erhalten, wenn man A-metall in Königswasser auflöst, zur Trockene abdampft, concentririe Salpetersäure zusetzt, so lange (aber nicht bis zum Glühen) erhitzt, bis letztere völlig vertrieben ist, stellt ein blaßgelbes, in Wasser unauflösliches, geschmackloses Pulver dar, das von ätzendem Kali im Kochen aufgelöst, aus dieser Verbindung durch Säuren als ein weißes Pulver, wasserhaltige A., A-säurehydrat niedergeschlagen wird u. aus 76,34 A-metall, 23,66 Sauerstoff besteht. Durch Fällen von A-superchlorid mit Wasser enthält man die A-säure in einer eigenthümlichen Modification, der Meta-A-säure, die sich von der gewöhnlichen Säure durch ihre Löslichkeit in Ammoniak unterscheidet. Antimonsaure Salze, leicht zersetzlich, zum Theil löslich, in der Hitze zum Theil verglimmend u. dann schwer zerlegbar. Antimonsaures Kali (Kali stibiatum), durch Verpuffen von Spießglanz mit 6 Thln. Salpeter erhalten; das neutrale löst sich in heißem Wasser auf, das saure nicht. Saures antimon- u. antimonigsaures Kali (Kali stibioso-stibicum acidum, sonst A. diaphoreticum ablutum), durch Verpuffen von 4 Thln. Schwefelspießglanz u. 10 Thln. Salpeter in einem glühenden Tiegel, halbstündiges Glühen (nicht Schmelzen) der Masse, u. Auswaschen derselben mit kochendem Wasser dargestelltes weißes geschmackloses Pulver, u. a. m. B) Mit Stickstoff: Salpetersaures A-oxyd, s. u. Salpetersäure Salze. C) Mit Chlor: a) Antimonchlorür, wasserhaltiges A-chlorür (Liquor stibii muriatici), durch Auflösung des grauen A-oxyds in Salzsäure u. Verdünnung mit destillirtem Wasser bis zu 1,345–1,355 specifischem Gewicht; Butyrum antimonii, Antimonbutter, SbChl6, wasserfreies A-chlorür, nach älteren Vorschriften durch trockene Destillation einer Mischung von Spießglanz u. Quecksilbersublimat, od. auch von Spießglanz u. abgeknistertem Kochsalz mit Zusatz von Schwefelsäure bereitet; erstere eine klare, gelbliche Flüssigkeit (Auflösung des A-chlorür in Salzsäure); letztere eine butterartige, in der Wärme wie Öl fließende, beim Erkalten strahlig krystallinisch gestehende Masse darstellend, die leicht schmelzbar, sehr flüchtig, überaus scharf ätzend ist, unangenehm scharf riecht, an der Luft dicke, weiße Nebel ausstößt u. mit Wasser vermischt einen voluminösen, weißen Niederschlag (Algarothpulver, A-chlorür-, A-oxyd) fallen läßt. In der Medicin bedient man sich gewöhnlich der nach der ersten Bereitungsart (s. a) dargestellten, verdünnten Form als eines kräftigen Ätzmittels bei Brand, Knochenfraß, torpiden, callösen [564] Geschwüren etc. b) Antimonchlorid (SbCl4 od. SbCl8), schwierig durch Auflösen von antimoniger Säure in concentrirter Salzsäure zu erhalten, sehr leicht sich zersetzende Verbindung, nicht officinell, zur Darstellung des A-sulfids dienend. c) Antimonperchlorid (SbCl5), farblose od. gelbliche, ätzende, stark rauchende, widrig riechende, mit wenig Wasser vermischt zu einer dicklich-krystallinischen Substanz (salzsaure A-säure) erstarrende Flüssigkeit, die dadurch bereitet wird, daß man in, bei gelinder Wärme geschmolzenes A-chlorür trockenes Chlorgas leitet, so lange dieses aufgenommen wird; zersetzt sich sehr leicht, ist nicht officinell. D) Mit Jod, Brom u. Fluor: a) Antimonjodür (SbJ3), rothbraune, krystallinische, zerrieben zinnoberrothe Masse, leicht schmelzbar u. flüchtig, durch Zusammenreiben von 2 At. A. u. 6. At. Jod erhalten, wird durch Wasser zerlegt; b) Antimonbromür (SbBr3), A. verbindet sich mit Brom unter Entzündung u. sublimirt als farblose, nadelförmige, sich leicht zersetzende Krystalle; c) Antimonfluorür (SbFl3), weiße, feste, dem A-chlorür ähnliche Masse, Fluorwasserstoffsäure u. A-oxyd gibt eine krystallisirende Verbindung. A. u. antimonige Säure verbinden sich mit Fluorwasserstoffsäure, u. so verbunden mit andern Fluormetallen. E) Mit Schwefel, in 3 Schwefelungsstufen: a) Antimonsulfür (SbS3): aa) (Schwefel-A., A., Antimonium crudum), wird aus dem Grauspießglanzerz durch eine Art von absteigender Destillation gewonnen, indem über einen, in die Erde gegrabenen, steinernen Krug ein anderer, dessen Boden durchlöchert ist, gesetzt, in diesen das gestoßene Erz gethan u. um ihn Feuer gegeben wird, wo dann beim Schmelzen das A. in den unteren Krug fließt, die Gangart aber in dem oberen zurückbleibt. Das auf diese Weise gewonnene A. kommt in abgestumpft kegelförmigen Kuchen in den Handel, deren oberer Theil unrein u. deshalb zum medicinischen Gebrauch untauglich ist. Im Innern bildet sich eine dichte, metallisch glänzende, schwarze, beim Reiben abschmutzende Masse mit bündelförmig gleichlaufenden, glänzenden Strahlen, im Feuer leicht schmelzend, bei starker Hitze kochend u. sich verflüchtigend, von 4,7–5,0 specifischem Gewicht, oft mit anderen Metallen, selbst mit Arsenik, verunreinigt, weshalb auch das A. in den Officinen künstlich, aus 21 Theilen Spießglanzmetall u. 9 Theilen gereinigtem Schwefel, fein gepulvert u. mit einer dicken Lage Kochsalz bedeckt, in einem Schmelztiegel zusammengeschmolzen, bereitet werden soll. Solche Vermischung des A-s mit Arsenik bringt in den gegossenen Lettern den Krebs (s.d.) hervor. Es besteht aus 72,77 A-metall, 27,23 Schwefel. Das A. war schon im Alterthum bekannt u. wurde unter andern von den morgenländischen Frauen zum Schwarzfärben der Augenbrauen benutzt. Im Mittelalter war es Gegenstand häufiger alchymistischer Untersuchung, woraus sich das Bekanntwerden vieler Antimonialpräparate ergab. Auch soll der Name A. (anti u. monachus od. moine) aus jener Zeit herrühren, indem ein Mönch Basil viele Klosterbrüder durch Darreichung des A-s als eines die Verdauung befördernden, das Fettwerden begünstigenden Mittels ums Leben gebracht habe. Es wurden deshalb 1366 von der Pariser Facultät diese Präparate gänzlich verboten u. erst fast 100 Jahre später wieder anzuwenden erlaubt. Das A. wird in der Medicin als alterirendes, die Säfte verbesserndes u. die abnorme Function des Hautorgans regelndes Mittel, in chronischen Hautkrankheiten, wie Krätze, Flechten etc., häufig angewendet. Auch Thierärzte brauchen es häufig; an Druse leidenden Pferden wird es unter das Futter gestreut, auch drüsige u. sinnige Schweine erhalten es. A. dient ferner zur Darstellung mehrerer Präparate, namentlich des A-metalls, wird auch von Feuerwerkern u. in der Metallurgie zum Reinigen des Goldes von anderen Metallen benutzt, da während des Schmelzens sich der Schwefel mit diesen letzteren zur Schlacke, das Spießglanzmetall aber mit dem ersteren verbindet, aus welcher Vereinigung es aber durch verstärkte Hitze getrennt u. verflüchtigt werden kann, weshalb es die Alchemisten Lupus metallorum nannten. bb) Antimonsulfür auf nassem Wege (oxydfreier Kermes), 1 Theil Schwefel-A. wird mit 4 Theilen Ätzkalilauge von 1,25 spec. Gew. u. 12 Theilen Wasser 1/2 Stunde lang gekocht, die Mischung mit 50 Theilen Wasser verdünnt, filtrirt, mit verdünnter Schwefelsäure niedergeschlagen, der Niederschlag mit überschüssiger verdünnter Schwefelsäure gekocht u. ausgewaschen; leichtes, nicht krystallinisches, schön rothbraunes, Hydratwasser enthaltendes, übrigens mit dem Vorigen ganz gleiche Bestandtheile habendes Pulver, welches seiner Gleichförmigkeit u. stärkeren Wirksamkeit wegen statt des gewöhnlichen Schwefel-A-s medicinisch angewendet zu werden verdient. cc) Antimonsulfür, Antimonoxyd (2 [SbS3] + SbO3), Mineralkermes, der, in der wässerigen Abkochung einer zusammengeschmolzenen Mischung von 8 Theilen Antimonmetall, 4 Theilen Schwefel, 6 Theilen kohlensaurem Natron, besser noch in einer Auflösung des oxydfreien Kermes (s. oben) in kochender kohlensaurer Natronlösung beim Erkalten freiwillig entstehende, ausgesüßt ein rothbraunes, seines, leichtes, geschmack- u. geruchloses Pulver darstellende Niederschlag, als alterirendes, auflösendes, Expectoration beförderndes Mittel, in Pulver, Pillen, Schüttelkränken od. Lecksäften, zu 1–2 Gran, bei Verschleimung der Brust u. des Unterleibes, gegen allerhand Hautkrankheiten, auch nicht selten (s. Plumerisches Pulver), wiewohl gegen die Regeln der Chemie, mit Kalomel angewendet; doch in neuerer Zeit meist durch den Goldschwefel verdrängt. b) Antimonsulfid (SbS4), nicht officinelles, orangefarbenes, durch Schwefelwasserstoff aus einer verdünnten Auflösung von Spießglanzbutter niedergeschlagenes Pulver, aus 66, 72 A., 33,28 Schwefel bestehend. c) Antimonpersulfid (SbS5), Goldschwefel (orangefarbener Spießglanzschwefel, Sulphur auratum antimonii, Sulphur stibiatum auranticum), in eine, durch Kochen bereitete Auflösung von gleichviel Schwefel u. Schwefel-A. wird so lange verdünnte Schwefelsäure gemischt, als noch ein Niederschlag sich bildet, dieser an gesüßt u. im Schatten getrocknet. Nach einer besseren Vorschrift gewinnt man es durch Zersetzen des Schlippeschen Salzes mit verdünnter Schwefelsäure. Man erhält dieses Salz durch Glühen von Schwefel-A. mit Kohle u. schwefelsaurem Natron u. Auskochen der geglühten Masse unter Zusatz von Schwefel. Beim Erkalten der Flüssigkeit scheidet sich das erwähnte Salz aus. Ein sehr wirksames u. bei vielen Hautkrankheiten, verdorbenen Säften, Verschleimung der Brust, hartnäckigem Husten etc. in Dosen bis zu einigen Gran,[565] in Pulver- od. Pillenform, viel gebrauchtes Mittel. Goldschwefelmohr, Goldschwefelquecksilber, s. u. Äthiops. F) Mit Arsen, findet sich in der Natur verbunden als Arsenspießglanz; bildet, künstlich durch Zusammenschmelzen dargestellt, eine spröde, leichtflüssige, dem Spießglanz ähnliche Masse. Vor Zeiten war eine aus gleichen Theilen Schwefel, A. u. weißem Arsenik zusammengeschmolzene Masse, als arsenikalischer Magnet, Lapis de tribus, officinell. G) Mit Kalium, graue, strahlig krystallinische, metallglänzende, an der Luft zerfallende, sich mit Kali bedeckende, im Wasser unter Erhitzung Wasserstoff entwickelnde Masse, durch Glühen von A. mit Weinstein, auch mit Kohle verbunden, durch Glühen des Brechwemsteins herzustellen. Letzteres entzündet sich an der Luft (vgl. Pyrophor). H) Mit Alkalien u. Schwefel: Lebern, sie sind Gemenge einer salzartigen Verbindung von Schwefel-A. als Säure u. alkalischem Schwefelmetall als Base mit A-oxyd, Alkali od. antimonigsaurem Alkali vermengt, lösen sich in kochendem Wasser ganz od. größtentheils auf, lassen aber beim Erkalten oft einen dunkelbraunen Niederschlag fallen. a) Kalinische Spießglanzleber (Hepar antimonii): aa) Antimonige Säure haltend, die an der Luft zerfließende, durch Zusammenschmelzen von gleichen Theilen Spießglanz u. kohlensaurem Kali dargestellte, Schwefelkali enthaltende Masse, bb) Antimonoxydhaltige, durch Zusammenschmelzen von 4–5 Theilen Spießglanz mit 1 Theil kohlensaurem Kali, glasartige, schwarzbraune Masse von metallischem Ansehen u. Glanz, die, sein gerieben u. mit kochendem Wasser abgespült, ein dunkelrothes, sonst als Regulus antimonii medicinalis od. A. diaphoreticum rubrum officinelles Pulver bildet. Unter letzterem Namen bereitet man auch eine dunkelbraune, luftbeständige Masse, durch Zusammenschmelzen von 5 Theilen Spießglanz, 4 Theilen Kochsalz, 1 Theil Weinstein; cc) Antimonoxydfreie, durch Zusammenschmelzen von gleichen Theilen Spießglanz u. schwefelsaurem Kali mit 1/6 Kohle dargestellt; dd) die nach dem Verpuffen von gleichen Theilen gereinigtem Salpeter u. Spießglanz im eisernen Mörser zurückbleibende, leberbraune Masse, sonst in der Pharmacie gebräuchlich, jetzt nur noch zur Bereitung des Spießglanzsafrans verwendet. b) Spießglanzsafran (Crocus metallorum), seines, grünlichbraunes Pulver, durch sorgfältiges Aussüßen der durch Verpuffung einer Mischung von gleichviel sein gepülvertem Spießglanz u. Salpeter gebildeten, sein zerriebenen Masse dargestellt, aus 1 Theil A-oxyd, 2 Theilen Schwefel-A. u. einer veränderlichen Menge A. oxydkali bestehend, bisweilen zur Bereitung des Brechweinsteins benutzt. c) Spießglanz-Natronleber wird eben so bereitet, wie die kalinischen. d) Antimonpersulfidnatrium (Sulphostibias natricus cum aqua, SbS5, 3NaS + 12aq.), durch Auflösen von 15 Theilen A., 8 Theilen Schwefel in kohlenfreier concentrirter Ätznatronlauge u. Krystallisiren der filtrirten Flüssigkeit; farblose, durchsichtige, luftbeständige Krystalle von stechend salzigkühlenden, dann widerlich metallisch schwefeligem Geschmack, leicht in Wasser löslich u. zur Bereitung eines reinen Goldschwefels, der auf Zusatz von Säuren niederfällt, zu gebrauchen. Antimonpersulfidcalcium (Sulphostibias calcicus, Schwefelspießglanzkalk [SbS5, 3CaS]), durch Schmelzen eines Gemenges von gebranntem Kalk, Schwefel u. rohem Spießglanz gewonnenes, weißgelbliches, schwach nach Schwefelwasserstoff riechendes, scharf schwefelig schmeckendes Pulver, wird in wässeriger Abkochung (Aq. sulphurato-stibiata) innerlich verordnet. I) Mit Wasserstoff: Antimonwasserstoff (SbH3), ein farbloses Gas, das sich bildet, wenn man eine A-hydratverbindung mit verdünnter Schwefelsäure u. Zink zusammenbringt. Beim Leiten durch ein erhitztes Glasrohr setzt sich daraus das A. als Metallspiegel ab. Beim Entzünden brennt der A-wasserstoff; läßt man die Flamme gegen einen Porcellanscherben brennen, so bildet sich ein schwarzer Fleck, der sich von dem ähnlichen Arsenikflecken durch seine Nichtlöslichkeit in unterchlorigsaurem Natron unterscheidet. K) Mit Metallen: Antimonlegirungen (Antimonarsen, s. oben, Antimonkalium, s. oben), durch Zusammenschmelzen des A. in bestimmten Verhältnissen hervorgebracht. Bei Antimonblei (s. Schriftzeug), Antimonquecksilber, Antimonzinn ist das A. der geringere Theil; im Antimonplatin, Antimonsilber, Antimonzink sind die Mengen beider Metalle gleich; andere, leicht herzustellende Legierungen sind: Antimongold, Antimonkupfer, Antimonnickel, Antimonwismuth u. a. m. Antimoneisen (eisenhaltiger Spießglanzkönig), veraltetes Präparat, durch Zusammenschmelzen rothglühender Eisenstückchen mit Spießglanz u. etwas Salpeter zum Fluß gebracht. Der Schwefel verbindet sich mit dem Eisen u. das A. wird fast ganz rein abgeschieden.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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