Hautkrankheiten

Hautkrankheiten

Hautkrankheiten, krankhafte Zustände der Haut, im weiteren Sinne sowohl der äußeren als auch der inneren Haut (Schleimhaut), im engeren eigentlichen Sinne Erkrankungen der äußeren Haut. Die H., welche wegen der äußerst nerven- u. gefäßreichen u. so verschiedenartigen Gebilde u. wegen der Wichtigkeit der Hautfunction für den Organismus sehr mannigfach sind, werden in H. im weiteren Sinne (Dermopathien) u. in H. im engeren Sinne od. Hautausschläge (Exantheme) eingetheilt. Man unterscheidet A) Krankheiten der Oberhaut mit od. ohne Betheiligung der unterliegenden Schichten, sie bestehen in vermehrter od. verminderter Bildung, in verzögerter od. abnorm beschleunigter Abstoßung, sowie in veränderter Beschaffenheit der Oberhaut u. betreffen entweder mehr die Hornschicht od. die Schleimschicht. a) Verdickung der Epidermis kommt dadurch zu Stande, daß die in normaler Menge gebildete Oberhaut nicht gehörig abgestoßen wird od. daß sie in abnormer Weise sich vermehrt u. ihre Schichten sich über einander anhäufen (Hypertrophie der Oberhaut), wodurch die Hautschwiele, das Hühnerauge, das Hauthorn u. der Fischschuppenaussatz bedingt sind. b) Abnorme Abstoßung der Epidermis in Schüppchen, Schuppen od. Lappen, wie es bei vielen entzündlichen Hautaffectionen (Scharlach, Masern, Rose) vorkommt, aber auch mit geringer Hyperämie verbunden, wie bei der Hautkleie (Kleienflechte), Haarkleie, Schuppenflechte. c) Oberhautschwund, indem sie entweder zu dünn ist od. schon vor der Verhornung verloren geht (Wundsein, Excoriationen, Hautrisse u. Hautschrunden). d) Hautpigmentkrankheiten, in vermehrter (Sommersprossen, Leberflecke, Fleckenmaal, Hautmelanose) od. verminderter (Chloasma, Albinismus) Pigmentablagerung. Nägel- u. Haarkrankheiten zählt man auch zu den Erkrankungen der Oberhaut. B) Krankheiten der Lederhaut, welche sowohl das gesammte Gewebe als auch einzelne Theile (Talg u. Schweißdrüsen etc.) befallen können. Zumeist bestehen sie in Hyperämie mit Setzung eines Exsudates, welches je nach Art, Sitz u. Umänderung die verschiedenartigsten Formen der H. bedingt. Ihr Verlauf kann sehr acut (die sogenannten hitzigen Ausschläge) od. auch fieberlos, chronisch (chronische Exantheme) sein. Einige der Krankheiten der Lederhaut stellen sich als Hautflecken (Maculae) dar. Zu diesen sogenannten makulösen H. gehören die hyperämischen (erythematösen) Fleckenkrankheiten, entzündliche Processe, zumeist acut u. mit Fieber verlaufend u. mit Abschuppung endigend (Rose, Dermatitis [eigentliche Hautentzündung], Scharlach, Masern, Rötheln, rothe Kleienflechte, Schuppenflechte, Pellagra). Ferner Blutfleckenkrankheiten, indem Blut in dem Hautgewebe austritt, entweder in größerer Ausbreitung (Ekchymoseu), od. in Streifen (Vibices), od. in kleinen Pünktchen (Petechien, Purpura haemorrhagica) u. endlich Pigmentfleckenkrankheiten (Flecken- u. Pigmentmaale), wieder andere der Krankheiten der Lederhaut stellen sich als Knötchen (Papeln, Papulae) dar, als kleine, rundliche, meist zugespitzte Erhebung der Haut von verschiedener Härte u. Färbung (weiß, roth, bläulich, schwarz u. mit od. ohne Hof). Das Knötchen kann von einer angeschwollenen Hautpapille, einer Talgdrüse od. einem geringen Blutaustritte herrühren, sich in ein Bläschen od. eine Pustel verwandeln. Zu diesen sogenannten papulösen H. gehören die Juckblattern (Prurigo), Schwindflechte, Schälknötchen, trockene Krätze, Mitesser, Hirsekorn u. Finnen. Eine andere Form sind die Bläschenkrankheiten der Haut. Bläschen od. Blüthchen (Vesicula) ist eine kleine runde Erhebung der Oberhaut mit heller, bisweilen blutiger Flüssigkeit gefüllt u. zuweilen von einem rothen Entzündungshofe umgeben. Das Bläschen vertrocknet u. schilfert ab od. bildet durch Ergießung seines Inhalts einen Schorf u. geht auch zuweilen in Pustel u. selbst in Geschwürform über. Zu diesen vesiculösen H. gehören die Flechte, Hitzbläschen, Friesel, Bläschenkrätze. Ist die Erhebung der Oberhaut größer als beim Bläschen u. durch wässerige od. eiterige Ausschwitzungen einer ausgedehnteren Entzündung des Papillenkörpers entstanden, so nennt man sie bullöse Exantheme, u. zu diesen gehören der Blasenausschlag (Pemphigus), die Blasenrose (Erysipelas vesiculosum s. bullosum), die Schmutzflechte (Rupia od. Rhypia) u. die unechte Menschenpocke (Wasser-, Spitz- od. Windblatter, Varicella). Enthalten die Erhebungen der Haut wirklichen Eiter, so nennt man sie Eiterblasen (Pusteln, Pustulae) u. die hierher gehörigen Affectionen pustulöse H. Nach Größe u. Form unterscheidet man die Pustel (s.d.) noch weiter. Hierher zählen die Pustelflechte (nässender Grind, Ansprung, Impetigo), auch impetiginöse Hautausschläge genannt, u. zu diesen impetiginösen H. gehört ferner noch die Milchborke (Crusta lactea), Bartsinne (Mentagra), der Erbgrind (Porrigo, Favus), die eiternde Finne (Acne rosacea, A. pustulosa). Ecthyma, die Pocken (Blattern, Variolae). Eine weitere Form der Erkrankungen der Lederhaut stellt sich als Quaddel (Nesselmaal, Pomphus, Urtica) dar, indem sich die obere Lederhautschicht flach u. unregelmäßig ohne Lostrennung der Oberhaut erhebt. Zu diesen Quaddel- od. Nesselkrankheiten der Haut zählt man das Nesselfieber (Nesselsucht, Urticaria) u. das Porcellanfieber (Essera). Erscheinen rundliche harte Erhebungen (Knoten) von Erbsen- bis Wallnußgröße durch. feste Ablagerungen in[109] den Drüsen od. im Hautgewebe bedingt, so bezeichnet man diese Affectionen als Knotenkrankheiten der Haut. Hierher gehören das Acnetuberkel, die fressende Flechte (Lupus), die Rotzbeulen, der Knollenaussatz (Lepra tuberculosa od. nodosa), das Hauttuberkel, der knotige Hautkrebs u. der syphilitische Tuberkel (plattes Condylom). Außerdem kommen aber auch noch Neubildungen (Neoplasmen) in der Haut vor u. diese können hinsichtlich ihrer Zusammensetzung sein: epidermoidale (Hauthörner), bindegewebige (Warzen, Maale, Condylome, Sarkome, Molluscum, Neurome, Fibroide, Celoide), zellige (Balggeschwülste), fettige (Lipom, Cholesteatom), vasculäre (Teleangiektasien) u. knöcherne (verknöcherte Narben). Auch von Parasiten wird die Haut heimgesucht von Läufen (Filzlaus, Kopflaus, Krankenlaus), der Krätzmilbe u. verschiedenen Pilzen (z.B. Favuspilz).


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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