- Weinstein
Weinstein (Tartarus), 1) die in steinartigen krystallinischen Krusten an die Wandungen der Weinfässer sich ansetzende Masse, welche, je nachdem sie von weißem od. rothem Weine herrührt, von schmutzig röthlichbrauner od. dunkel braunrother Farbe. ist u. hauptsächlich aus saurem weinsaurem Kali (s.d. unter Weinsaure Salze I) b), besteht. Dieses Salz ist in Alkohol unlöslich u. scheidet sich daher aus dem Weine in dem Maße ab, als sich in demselben Alkohol bildet. Der rohe W. (Tartarus crudus) enthält außerdem noch weinsauren Kalk, Farbstoff, Hefe u.a. fremdartige Beimengungen, von denen er in besonderen Fabriken befreit wird. Zu diesem Zweck wird er gemahlen, gesiebt u. in der fünffachen Menge kochenden Wassers unter Zusatz von Thon u. Kohle aufgelöst; aus der siedend heiß filtrirten Flüssigkeit krystallisirt der W. u. wird endlich noch an der Sonne gebleicht. Dieser gereinigte W. (Weinsteinrahm, Cremor tartari, Tartarus depuratus), bildet weiße, durchscheinende, meist in Krusten zusammenhängende rhombische Krystalle von schwach saurem Geschmack, welche sich schwer in kaltem, leichter in heißem Wasser lösen; 1 Theil bedarf 200 Theile kalten u. 15 Theile siedenden Wassers zur Lösung; in Alkohol ist der W. unlöslich. Beim Glühen hinterläßt er eine kohlige Masse, aus welcher durch Wasser kohlensaures Kali (Weinsteinsalz, Sal tartari) gezogen werden kann. Der W. wird zur Darstellung der Weinsäure, von reinem kohlensaurem Kali, in der Färberei u. Kattundruckerei, beim Weißsieden des Silbers u. zu vielen anderen Zwecken, auch in der Medicin als gelind abführendes, temperirendes, kühlendes, niederschlagendes Mittel benutzt. Boraxweinstein u. Borsäureweinstein, s. Weinsaure Salze I) b). Brechweinstein, s. ebd. C) b). Auflöslicher W., s. ebd. I) d). 2) W. der Zähne, s.u. Zahnkrankheiten.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.