- Nymphen [1]
Nymphen, eigentlich jugendliche weibliche Wesen (s. Nymphe 2), heißen in der griechischen Mythologie eine zahlreiche Klasse weiblicher Gottheiten niederen Ranges, welche als Personificationen der Kräfte der Natur in allen Kreisen derselben gedacht wurden. Sie galten als Töchter des Zeus u. wohnten auf Bergen u. in Thälern, in Gewässern u. Wäldern, in Feldern u. Auen; ihr Wirkungskreis war daher ausschließlich die Erde, u. nur selten kamen sie in den Olymp, um sich an den Götterberathungen zu betheiligen. Ihren Aufenthalt hatten sie in Grotten, in welchen ihnen auch geopfert wurde, u. zwar Ziegen, Lämmer, Milch, Öl. Nach der gewöhnlichen Ansicht waren sie die wohlthätigen Geister der Orte u. Gegenstände ihrer Wirksamkeit, ohne jedoch nothwendig mit denselben verbunden zu sein, vielmehr wandeln sie frei umher, tanzen, spinnen u. weben in ihren Grotten, pflanzen Bäume etc.; unter den Göttinnen hat bes. Artemis als Jagdgöttin einen Chor N. zu ihrem Gefolge. Doch erscheinen sie, nach späterer Meinung, auch als aus den Naturgegenständen entstanden, an dieselben gebunden u. mit denselben untergehend, daher als Mittelwesen zwischen Sterblichen u. Unsterblichen, welche zwar Ambrosia genießen u. mit Göttern Umgang haben, aber auch einmal sterben. Nach dem Bereiche ihres Waltens werden die N. unterschieden als: a) Wassernymphen, zu welchen uneigentlich auch die Okeanides (s.d.) als N. des Weltmeeres u. die Nereïdes (s.d.) als N. des Binnenmeeres gerechnet werden, eigentlich aber die Naïdes (Naïades) u. zwar: die Flußnymphen, Potamides, welche nach den verschiedenen Flüssen verschiedene Namen haben, so Acheloïdes, Ismenides etc.; Quellennymphen, Krenää od. Pegää, u. Seenymphen, Limnades. Wegen der befruchtenden u. nährenden Kraft des Wassers galten N. als Erzieher des Zeus u. des Bakchos (s.b.), u. weil von manchen Quellen geglaubt wurde, daß der Genuß des Wassers derselben Begeisterung u. Seherkraft gäbe, so waren N. auch Erzieher des Apollo u. die Verleiher der Dichtkunst (daherauch die Musen N. waren) u. Weihsage, u. allerhand Begeisterte u. Verzückte, auch Wahnsinnige, hießen von N. Ergriffene (Nympholeptoi, Lymphatici), b) Bergnymphen, Oreades, welche nach einzelnen berühmten Bergen verschiedene Namen hatten, als Peliades, Kithäronides, Diktäische N., Idäische N. etc., N. des Pelion, Kithäron, Dikte, Ida etc.; c) Thalnymphen, Napää; d) Wiesen- u. Auennymphen, Limakes u. Limoniades; e) Waldnymphen, Alseïdes, u. f) Baumnymphen, Dryades u. Hamadryades, deren Leben an das Bestehen ihrer Bäume gebunden war; eine besondere Art dieser N. sind die Melischen N. (s. Meliä), Eschennymphen. Dagegen werden N. einzelner berühmter Orte genannt z.B. des Erziehungsortes des Bakchos Nysa (Nyseïdes, s. Nysa 1), u. einzelne in der Sagengeschichte berühmte Persönlichkeiten, wie Kalypso, Kirke etc. als N. angeführt, u. Erstere hatte wieder eine Schaar N. zu ihrer Begleitung u. Bedienung. Dargestellt wurden die N. als jugendliche, reizende Mädchen, in leichter Bekleidung.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.