Feldwachen

Feldwachen

Feldwachen, diejenigen Abtheilungen der Vorposten, welche am weitesten nach dem Feinde zu vorgeschoben werden. Sie sollen die Truppen, welche im Lager, Bivouac u. in Cantonnirungen ruhen, nicht allein gegen unvorhergesehene Angriffe sicher stellen, sondern auch das Terrain um sie her in einer gewissen Entfernung allen feindlichen Einwirkungen entziehen, die Bewegungen des Feindes nach allen Richtungen hin beobachten, über Stärke u. Aufstellung desselben Nachrichten einziehen; kleinere feindliche Abtheilungen sollen sie abweisen od. doch mit ihren rückwärts aufgestellten Unterstützungstrupps (Repli's, Piquet's) so lange aufhalten, bis die ruhenden Truppen sich schlagfertig gemacht haben. Das Terrain entscheidet, wie weit die F. vorgeschoben werden müssen, doch nicht unter 4000 Schritt; ebenso wird die Entfernung der einzelnen F. von einander durch die Beschaffenheit des Terrains bedingt u. hierdurch wiederum ihre Stärke, die etwa zwischen der Grenze von 30 bis 60 Mann liegen dürfte. In freien u. ebenen Gegenden wird Cavallerie, in durchschnittenem u. bedecktem Terrain Infanterie zur F. benutzt. Als Punkte für die Aufstellung der F. wählt man gern solche Örtlichkeiten, wo sie vom Feinde nicht gesehen u. im Falle eines Angriffs nicht zu schnell angefallen werden können, man postirt sie also gern hinter kleine Gehölze, Zäune, Aufwürfe, niemals aber in Gebäude; im Übrigen hängt ihre Aufstellung davon ab, daß sie nicht weiter als 6–900 Schritt von den Posten, welche sie aussetzen, entfernt sein dürfen. Zwischen den einzelnen F. u. nach rückwärts muß eine freie Communication stattfinden können. Zur Erreichung des oben bezeichneten Zweckes der F. stellen dieselben Posten gus u. senden Patrouillen. Die Posten sind immer Doppel posten, damit die Beobachtung nicht unterbrochen wird, wenn ein Mann aus irgend einem Anlaß nach der F. melden[177] geht. Die Doppelposten stellt man so auf, daß sie eine freie, weite Umsicht haben, ohne selbst gesehen werden zu können; die Entfernung der Posten von einander richtet sich darnach, daß Nichts ungesehen zwischen ihnen durchschleichen kann. Bei Tage stellt man daher die Doppelposten (Vedetten genannt, wenn sie Cavalleristen sind) am liebsten auf Höhen u. bis 500 Schritt von einander auf, bei Nacht zieht man sie an den Fuß der Höhen zurück u. stellt sie näher an einander. Außer diesen Doppelposten stellen die F., wenn es nothwendig jst, noch Communications- u. Avertissementsposten aus, u. diese sowohl als der Posten vor dem Gewehr sind einfache Posten. Die Patrouillen, welche von den F. ausgesandt werden, sollen theilweise die Wachsamkeit der Posten u. die Verbindung mit den Neben-F. aufrecht erhalten, man nennt diese Visitirpatrouillen, theilweise sollen sie über die Postenkette hinaus gehen, um Nachrichten vom Feinde einzuziehen, diese nennt man Schleichpatrouillen. Häufiges u. sorgfältiges Patrouilliren sichert in der Mehrzahl der Fälle besser selbst als zahlreiche Posten. Befindet sich außerhalb der Postenkette ein Punkt, der nicht überblickt werden kann, od. sonst aus einem Grunde von Wichtigkeit ist, so wird derselbe von der F. aus durch eine sogen. stehende Patronille besetzt. Die Formen, nach denen sich die Posten zu verhalten haben, sind in den Armeen durch reglementare Bestimmungen vorgeschrieben, im Allgemeinen läßt sich nur sagen: beständige Aufmerksamkeit nach dem Feinde hin ist die Hauptsache, bei Tage dürfen die Posten Nichts in die Postenkette einpassiren lassen, was nicht zuvor an die F. gemeldet u. untersucht worden ist, bei Nacht müssen sie Alles zurückweisen, was nicht Losung u. Feldgeschrei zu geben vermag. Die etwa nöthigen Untersuchungen, wenn Leute die Postenkette passiren wollen, werden durch einen vorgesendeten Examinirtrupp ausgeführt. Vgl. Vorposten.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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