- Finger [1]
Finger, 1) (Digiti, Anat.), die Endglieder der Hand, stehen, ungeachtet ihrer unsymmetrisch erscheinenden Zusammenstellung, doch genau in einem solchen Bezug mit einander, daß dieselben ihrer Bestimmung des Greifens, Fassens u. Tastens am angemessensten ist. Der kürzeste aber stärkste F., der Daumen (Pollex), bildet mit seinen 2 Fingergliedern u. seinem beweglichen Mittelhandknochen, zu den anderen 4 F-n eine Gegenstellung, indem diese im Einbiegen ihm entgegentreten. Derfolgende, wegen eines zugesetzten 3. Fingergliedes längere F., ist der beweglichste u. deutet durch seinen Namen Zeigefinger (Digitus demonstratorius, Index, D. salutaris), seinen besonderen Gebrauch an; der Mittelfinger (D. medius, D. summus, D. infamis, D. impudicus), ist der längste; der nächste, der Ringfinger (D. annularis), ist etwas kürzer u. beiden vorigen an Stärke gleich; der letztere heißt von seiner geringeren Größe u. Stärke kleiner F. (D. minimus), auch Ohrfinger (D. auricularis), ist aber nach dem Daumen der beweglichste u. hat, wie dieser, eigene Muskeln. Die 3 ersten F. der rechten Hand, Daumen, Zeige- u. Mittelfinger, heißen Schwörfinger, weil sie bei Eidesleistungen in die Höhe gehoben werden. Alle sind am Ende ihres äußeren Gliedes (Nagelglied) auf der Außenseite mit einem Nagel bedeckt. Ihr äußerstes Ende aber ist, als Fingerspitze, das eigentliche menschliche Tastorgan. Mißbildungen der F. kommen in verschiedener Art vor: als fehlende, alle od. einzeln, auch in einzelnen Gliedern; als überzählige, bes. ein zugefügter sechster kleiner F. (vgl Bilfinger), zuweilen als erbliche Mißbildung vor; zusammengewachsene F. lassen sich meist trennen; 2) so v.w. Zehen; 3) (Jägerspr.), die Klauen des Falken; 4) (Uhrm.), ein Hebel im Schlagwerk der Repetiruhr (s.d.).
Pierer's Lexicon. 1857–1865.