Griseldis

Griseldis

Griseldis, die Heldin einer mittelalterlichen, wahrscheinlich ursprünglich italienischen Volkssage. Von Geburt ein armes Köhlermädchen wird sie ihrer Schönheit u. Sittsamkeit halber von dem Markgrafen Walther von Saluzzo zur Gemahlin erwählt; dieser stellt ihren Gehorsam u. ihre Demuth auf die härtesten Proben, verstößt sie sogar scheinbar, läßt sie im Schloß von Saluzzo einkerkern u. nimmt sie erst, nachdem sich ihre Sanftmuth in allen Proben bewährt hat, wieder auf. Die Sage beruht wahrscheinlich auf einer historischen Thatsache u. findet sich zuerst als Novelle in Boccaccios Decamerone, welche 1373 von Petrarca ins Lateinische übersetzt wurde. 1393 wurde sie in Paris als ein Mysterium in Versen bearbeitet; im 15. Jahrh. war sie auch bereits über Deutschland verbreitet u. wurde 1546 von Hans Sachs dramatisch bearbeitet, ebenso in England 1599 (The patient Grissel). Die alte deutsche Bearbeitung, auch Markgraf Walther genannt, ist in Schwabs Buch der schönsten Geschichten u. Sagen (Stuttg. 3. Aufl. 1847), in Marbachs Volksbüchern (Lpz. 1838, Heft 1) u. Simrocks Deutschen Volksbüchern (Frankf. 1847, Bd. 6), mehr od. weniger frei behandelt, aufgenommen. Am bekanntesten ist in neuerer Zeit die Sage durch Friedrich Halms (Münch-Bellingshausens) Drama G. geworden (Wien 1834, 4. Aufl. ebd. 1845).


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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