- Grisette
Grisette (spr. Grisett), 1) in Frankreich, bes. in Paris eine Klasse junger Mädchen niederen Standes, welche sich durch ihre nette, reinliche Kleidung auszeichnen, nicht in Diensten stehen, sondern als Nähterinnen, Putzmacherinnen, Blumistinnen etc. ein unabhängiges Leben führen, dabei ledigen Herren (in Paris besonders Studenten) die Wirthschaft besorgen u. der französischen Sitte gemäß als temporäre Frauen derselben betrachtet werden. Sorglos u. leichtsinnig, heiter, schalkhaft u. witzig sind sie dabei ihrem Freunde gegenüber treu, anhänglich, aufopferungsfähig u. ehrlich, so lange das Verhältniß besteht, knüpfen aber, sobald sie der bisherige Liebhaber verläßt, sogleich ein anderes an u. hängen an dem neuen Freunde mit gleicher Treue. Viele von ihnen werden später die Gattinnen eines ihrer Liebhaber, während viele auch bis zur tiefsten Stufe sinken. 2) Auf dem Theater jugendliche weibliche, intrigante Partie im Fache der Soubretten; einschmeichelndes, gefälliges Betragen, coquett u. witzig, neckend u. lose, oft boshaft, unbekümmert um die Wahl der Mittel u. deren Folgen, stets nur den eigenen Nutzen ins Auge fassend. 3) Pastetenartige Speisen mit allerhand Fleisch, bes. von Geflügel u. Wild, gefüllt; 4) eine Sorte belgisches Bier, s.u. Bier II. E) c) 5) so v.w. Grisett.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.