- Gudrun
Gudrun, 1) (Guthrun), in der nordischen Heldensage Tochter Giuki's u. der Grimhild, wurde Gemahlin Sigurds (s.d.) u. floh nach dessen Ermordung durch ihren Bruder Guttorm nach Dänemark zum König Hjalfrek, wo sie in sieben Halbjahren ein großes Gewebe fertigte, welches die Heldenthaten der Volsungen darstellte. Durch ihre Mutter wurde sie wieder mit ihren Brüdern versöhnt u. an König Atli vermählt, den sie aber nicht liebte. Von Herkia, der vormaligen Beischläferin Atlis verklagt, als wenn sie mit Theoderek in sträflichem Umgange lebte, erwies sie ihre Unschuld durch die Feuerprobe. Als Atli ihre Brüder zu sich geladen u. dieselben hatte erschlagen lassen, tödtete sie, um Blutrache an Atli zu üben, zwei ihrer mit ihm erzeugten Söhne, ließ aus deren Schädeln Trinkgeschirre machen u. ihm darin mit dem Blute der Kinder gemischten Meth reichen u. die gebratenen Herzen der Kinder zu essen geben, darauf erschlug sie ihn selbst des Nachts Sie stürzte sich nun in die See, um sich zu ertränken, aber die Wogen trugen sie an die Burg des Königs Jonakur, welcher sie heirathete. Dies der Inhalt zweier Eddalieder, s. Edda B) n) u. v) 2) (Kutrun), in der deutschen Heldensage Gedicht des nordisch-sächsischen Sagenkreises. Inhalt: G., die Tochter des Königs Hettel (Hittel) von Nordsachsen u. der Hilde, wird mit Herwig von Seeland verlobt; aber ihr ausgewiesener Freier, Hartmut, Sohn des Königs von Normandie u. der Gerlint, fällt in das väterliche Reich, tödtet Hettel u. führt G. gefangen fort, u. da sie ihn verschmäht, wird sie von Gerlint zu Mägdedienst gebraucht. Als sie einst an der See Wäsche wäscht, erhält sie Kunde, daß eine Flotte ihren Bruder Ortwin u. ihren Verlobten Herwig zu Hülfe bringe. Sie wirst die Wäsche in die Fluth, u. um der Strafe dafür zu entgehen, willigt sie scheinbar in die Vermählung mit Hartmut. Aber am anderen Tage kommen Ortwin u. Herwig, erstürmen die Burg u. erschlagen Ludwig u. Gerlint; G. heirathet nun Herwig u. G-s Freundin, Hildburg, Hartmut, aber Ortwin erhält Hartmuts Schwester. Bearbeitet ist das Gedicht nach einer, jetzt verlornen Quelle, wahrscheinlich im 13. Jahrh. von einem österreichischen Dichter, vorhanden noch in einer Handschrift des 15. Jahrh. zu Wien; herausgeg. im 1. Theile von Hagens u. Primissers Heldenbuch 1820, einzeln von Ziemann,[754] Quedlinb. 1835; Ettmüller, Zürich 1841; Müllerhoff, Kiel 1845; Vollmer, im 5. Bande der Dichtungen des deutschen Mittelalters, Lpz. 1845; Neuhochdeutsch übersetzt von San Marte, Berlin 1838; von A. Keller, Stuttg. 1840; von Simrock, Stuttg. 1843; Plönnies, Lpz. 1853.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.