- Herbarĭum
Herbarĭum, 1) (H. vivum), die Sammlung getrockneter Pflanzen, zur Belehrung u. Aufbewahrung. Am besten werden von jeder Art od. Abart. ein od. einige Exemplare nebst einem, den systematischen, officinellen u. deutschen Namen, Fundort, Blüthenzeit u. etwaige Bemerkungen enthaltenden Zettel, in einen Bogen Schreibpapier, sämmtliche Arten einer Gattung in einen Umschlag gelegt u. zwischen zwei Pappen gebunden, an welcher der Name der Ordnung od. Familie bemerkt ist. Kleinere H. werden nach dem Linnéschen System, größere, allgemeinere Übersichten gewährende, nach natürlichen Familien geordnet. Die in das H. zu legenden Pflanzen müssen bei völlig trockenem Wetter gepflückt od., wenn sie feucht waren, bis zum völligen Abtrocknen im Zimmer aufbewahrt werden; dann werden sie zwischen Lagen von glattem Fließpapier so eingelegt u. ausgebreitet, daß die Gestalt der Blätter, Blumen u.a. Theile vollkommen zu sehen ist, das Ganze mit Bretern beschwert od. in eine Buchbinderpresse mäßig eingeschraubt. Nach einigen Tagen wird das feucht gewordene Papier mit trockenem vertauscht, dabei die etwa Anfangs nicht sorgfältig genug ausgebreiteten Partien ausgebessert, u. so fortgefahren, bis die Pflanzen trocken genug sind, um ins H. gelegt zu werden. Nicht allzu saftige Pflanzen trocknen am besten in Büchern, wo sie gewöhnlich bis zur völligen Austrocknung liegen bleiben können. Manche saftige Pflanzen, die noch einige Zeit auf Kosten der Blätter, die dabei abfallen, fortvegetiren, müssen vor dem Trocknen in heißes Wasser getaucht u. so getödtet werden; dasselbe ist auch der Fall bei vielen Nadelhölzern u. Ericaarten. Andere Saftpflanzen, so auch Orchideen u. m. a. werden zwischen Löschpapier, durch Aufsetzen einer heißen Platte getödtet, halb getrocknet u. so zum völligen Trocknen vorbereitet. Saftwolle, durch das Pressen alle Form verlierende Blumen, z.B. Irisarten, Rosen etc., werden vor dem Einlegen zwischen Papier in mäßig heißem Sande so weit abgetrocknet, daß sie zwar den größten Theil des Saftes, aber nicht alle Biegsamkeit der Blumenblätter verlieren. Zur Abhaltung der den Sammlungen feindlichen Insecten dienen, außer öfterem Durchblättern u. Tödten der Larven, das Kaukasische Insectenpulver, auch zusammengelegte, auf der inwendigen Seite mit Quecksilbersalbe bestrichene, hier u. da zwischen die Blätter gelegte Papptafeln; 2) s. Kräuterstrauch.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.