Hindu-Kusch

Hindu-Kusch

Hindu-Kusch (Hindukuh), d.i. Indisches Gebirge, Gebirgssystem im mittleren Asien, welches von da, wo der Bolor-Tagh u. Himalaya sich berühren, od. vom oberen Indus an sich westwärts durch die südöstlichen Länder von Turan u. durch Afghanistan bis gegen Herat hin erstreckt u. zwar in vier Parallelketten, die von Süden nach Norden terrassenförmig aufsteigen; es bildet eine ununterbrochene große Wasserscheide zwischen dem Norden u. Süden Mittelasiens. Die nördlichste Kette läuft[387] von Schitral aus über den Paß von Kawak westlich zu den Bergen von Ghorat unter 36° mittlerer Breite (der nördl. Höhe nach A. von Humboldt); die zweite Kette ist die höchste u. steht im südlichen Kafiristan westlich bis Herat, unter 35° Breite (der südl. Höhe); in ihrem westlichen Ende nähern sich diese beiden Ketten; zwischen der zweiten u. dritten Kette, dem Sufeid-Kuh, liegt das Thal von Kabul, dessen Sohle noch 5988 Fuß Höhe hat. Die letzte Kette, der Sel od. die Kette von Kalabagh, ist östlich davon an den Ufern des Indus. Die höchsten Züge sind aus Urgebirgsarten aufgebaut u. tragen Gipfel von mehr als 20,000 Fuß, wie der Coond, der Hindukuh-Pik. Beschwerliche Pässe, welche in die Region des ewigen Schnees hinein reichen, führen aus Kabul hinüber auf die Nordseite, wie der 12,000 Fuß hohe Paß von Bamian; die Schneegrenze liegt in 12,000 Fuß Höhe. Der H. liegt in der Zone des Regens u. hat die Klimaregionen mit entsprechender Vegetation; in den tiefen Thälern des Südabhanges gedeihen Reis, Mais, Zuckerrohr, Baumwolle, Tabak, in den höheren Thälern u. auf den Vorbergen Wein, Obstarten, Maulbeeren, darüber liegt die Waldregion mit riesigen Farrenkräutern, Eichen u. Nadelhölzern; noch höher hinauf Alpenwiesen, von zahlreichen Heerden beweidet. Das ganze Gebirgssystem hat man auch den Indischen Kaukasus genannt.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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