- Idyll
Idyll (unrichtig die Idylle, v. gr. Eidyllion, ein Bildchen), 1) eigentlich jedes kleinere Gedicht, sei es lyrisch od. episch; 2) bes. Gedicht, welches anmuthige Scenen aus dem Leben in seiner ursprünglichen Natürlichkeit u. Freiheit von den Mängeln u. Gebrechen künstlicher Verfeinerung darstellen soll. Die Alten fanden dies einfache Leben bes. bei den Hirten u. nahmen darum den Stoff zu ihren I-en aus dem Leben u. der Umgebung der Hirten u. nannten diese Gedichte Bukolika (Hirtengedichte), die Römer Eclogä. Auch aus jeder ländlichen Beschäftigung haben die Dichter den Stoff zu ihren I-en genommen, u. so gibt es Schäfer-, Fischer-, Jäger-, Gärtneridyllen. Das I.[778] gehört zu den gemischten Gattungen der Poesie; es ist am nächsten der epischen Gattung. verwandt, da der Dichter selbst erzählt u. schildert; doch auch lyrisch, u. zwar meist der Elegie sich zuneigend, da es innige Empfindungen, milde Gefühle, auch Gefühle der Wehmuth u. Trauer, die Empfindung unerwiderter Liebe ausdrückt; auch dramatisch, indem der Dichter seine Personen auch im Dialog einführt. Das I. erweitert wird zum Idyllischen Epos (s.u. Epos). Zum I. wählt man, nach dem Vorgang der Alten, das epische Metrum (vgl. Hexameter), doch hat man auch vier- u. fünffüßige Jamben angewendet u. Einige (wie Geßner) haben sogar I-en in Prosa geschrieben Das I. bildeten unter den griechischen Dichtern erst die der Alexandrinischen Zeit, wo der Überdruß an dem, bis zur Unnatur verfeinerten Leben die Sehnsucht nach der Natürlichkeit u. Einfachheit wieder weckte. So ist es auch meist bei den andern Völkern gewesen, deren Dichter I-en geschrieben, s. die einzelnen Nationalliteraturen. Doch begann die moderne Poesie, ganz gegen den Vorgang der alten Bukoliker, den Schauplatz des I-s in ein ideales Arkadien zu verlegen.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.