- Jovellanos
Jovellanos (spr. Chobeljanos), Don Gaspar Melchior de J. (eigentlich Jove-Llanos), geb. 1744 zu Gijon in Asturien, war anfangs für den geistlichen Stand bestimmt u. wurde 1757 Licentiatdes Canonischen Rechts, wählte später die richterliche Laufbahn, wurde 1767 Beisitzer des Criminalgerichts in Sevilla, 1778 des Obersten Gerichtshofes in Madrid u. 1780 Mitglied des Ordensraths (der höchsten Verwaltungsbehörde der geistlichen Ritterorden). Seine freisinnigen Ansichten, bes. sein Vorschlag, die Güter der hohen Geistlichkeit zu besteuern, machte ihm Feinde, u. er wurde 1790 aus Madrid nach Asturien verbannt, aber 1794 im Hohen Rathe von Castilien angestellt; der Günstling Godoy ernannte ihn 1797 zum Justizminister, verbannte ihn aber 1798 wieder u. ließ ihn 1801 in ein Karthäuserkloster zu Palma auf Majorca u. 1802 in das Staatsgefängniß von Bellver bringen. Der Einfall der Franzosen in Spanien 1808 gab ihm die Freiheit zurück, aber alle Anerbietungen, welche ihm Joseph Napoleon machte, schlug er aus, wurde dagegen Mitglied der den Kampf gegen die Franzosen leitenden Centraljunta u. veranlaßte, als sich diese 1810 auflöste, die Einsetzung einer Regentschaft u. Zusammenberufung der Cortes. Mit Undank belohnt zog er sich dann nach Muros zurück, kam aber, als die Franzosen 1811 Asturien verließen, wieder nach Gijon u. st. den 27. Nov. 1811. Er schr. das Trauerspiel: El Pelayo, 1770 (erst 1790 aufgeführt); das Lustspiel: El delincuente honrado; als Jovino Ocios juveniles (lyrische u. satyrische Gedichte enthaltend); Poetische Briefe: Sobre la vida retirada u. Sobre los vanos deseos y estudios de los hombres, u. mehre politische u. nationalökonomische Schriften. Eine Sammlung seiner Werke gab Don Ramon Maria Cañedo heraus, Madr. 1830–32, 7 Bde.; verm. Aufl., Barc 1839, 8 Bde. Vgl. Jos. Antillon, Noticias hist. de J., Palma 1812; Cean-Bermudez, Memorias para la vida de J., Madr. 1814.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.