Juften

Juften

Justen (Juchten, vom russ. Just, Justi, d.i. ein Paar, weil gewöhnlich zwei Häute zusammen gefärbt u. gegerbt werden), lohgares, schmeidiges, haltbares u. wasserdichtes Leder, welches von Insecten nicht angegriffen wird, zu Stiefeln, Schuhen, Pferdegeschirr, Beschlagen der Stühle u. Wagen gebraucht. Man nimmt dazu (am besten) Rinds-, aber auch Kalbs-, Bock-, Ziegen-, Roßhäute. Echtes J. wird nur in Rußland verfertigt u. das Astrachanische ist das beste. Die Häute werden zuerst in Wasser gelegt, um sie zu erweichen, darauf in einer Art Flachsbreche, dann ein paar Wochen zum Enthaaren in eine Kalk- u. Aschenlauge, dann gespült; hierauf zusammengelegt, durch Schwitzen zum Gähren gebracht u. abgeschabt. Dann werden sie getreten, tüchtig durchgearbeitet, wieder gereinigt u. auf der Fleischseite geebnet. Um die Häute zu schwellen, bringt man sie in Kleienbeize od. in eine säuerliche Beize von Haferschrot u. dann zwei bis drei Tage in eine Auskochung von Weidenrinde. Nun folgt das eigentliche Gerben mit Weidenrinde, welche zuweilen durch Birkenrinde ersetzt wird. Die kleinern Häute bleiben eine Woche, die größern länger in der Lohbrühe. Die herausgenommenen Häute werden gehörig mit den Füßen durchwalkt u. ausgestrichen, das ganze Verfahren aber viermal wiederholt, u. beim letzten Einsatze werden die Häute wenigstens drei Wochen in der Lohe gelassen. Die lohgaren Häute werden nun zugerichtet, mit Alaun getränkt, mit Sandelholz bei rothem u. mit Sandelholz u. etwas Eisenvitriol bei schwarzem J. gefärbt. Dabei werden zwei Häute mit der Haarseite nach innen, wie ein Sack zusammengenäht, durch die oben gelassene Öffnung wird die Farbe hineingegossen, diese zugenäht u. die Häute herumgewälzt, damit sich die Farbe an allen Orten gleich stark einziehe. Die getrockneten Häute bestreicht man noch zweimal mit Farbe, zuletzt werden sie auf der Fleischseite mit einer Mischung aus Thran u. Birkentheeröl (Döggut) zwei- bis dreimal eingeschmiert, geschlichtet u. gekrispelt. Oft gibt man dem J. eine künstliche Narbe, indem man es mit Holz- od. Metallplatten, in welche beliebige Muster, bes. häufig gegitterte Linien eingravirt sind, bedruckt od. preßt. Die in mehreren Gerbereien Deutschlands, Ungarns, Frankreichs, Schwedens, Polens etc. nachgemachten J. stehen den echten sehr nach, bes. fehlt ihnen der eigenthümliche durchdringende Geruch. Im Handel unterscheidet man: a) russische, extrafeine J., mit zarten u. kleinen Narben, von carmoisinrother Farbe, weiß u. silberartig auf der Aasseite; b) gemeine J., sein, blaßroth, dunkelroth od. braun; c) Mitteljusten, mit verwachsenen Engerlingslöchern, leichten Schnitten, an den Seiten lappicht; d) ordinäre od. gemeine J., mit Engerlingslöchern u. narbenlosen Seiten; e) Ausschuß od. Malia, mit noch größern Schnitten, Engerlingslöchern etc.; f) fehlerhafte J., in der Gare verbrannte Häute. Die drei ersten Sorten nennt man auch Gave. Die polnischen (neurussischen) Sorten sind: Mohilever, Ploczker od. Mitteljuften, Poloczker od. Polnische gemeine, gemeine Roßwall- u. Grenzjuften.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • Juften — (Juchten), russisches Leder, ein geschmeidiges, wasserdichtes, aromatisch riechendes, lohgares Leder, das früher ausschließlich in Rußland hergestellt wurde, jetzt aber auch in andern Ländern, namentlich in Deutschland und Frankreich, für… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Juften — (russ., fälschlich Juchten), lohgares Leder, das früher ausschließlich in Rußland dargestellt wurde, ist stark, geschmeidig, riecht eigentümlich, wird von Insekten nicht angegriffen und bietet dem Wasser großen Widerstand. Zur Darstellung werden… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Juften — Juften, s. Juchten …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Juften — Juften, unrichtig Juchten, ein seines, geschmeidiges und wasserdichtes Leder, hauptsächlich in Rußland bereitet. Die Felle werden paarweise sackartig zusammengenäht, verarbeitet und auch so verkauft, daher der Name, vom russ. Wort Jufti, d.h. ein …   Herders Conversations-Lexikon

  • Juften — Juchtenleder (kurz Juchleder oder auch kurz Juchten, auch Juften) ist ein Leder aus der Haut von Kälbern oder Rindern. Juchtenleder ist ursprünglich ein russischer Ausdruck. Das Juchtenleder ist sehr fest, dicht und geschmeidig und wird mit… …   Deutsch Wikipedia

  • Juchtenleder — (kurz Juchleder oder auch kurz Juchten, auch Juften) ist ein Leder aus der Haut von Kälbern oder Rindern. Die Bezeichnung stammt aus dem Russischen. Das Juchtenleder ist sehr fest, dicht und geschmeidig und wird mit Birkenteeröl eingerieben,… …   Deutsch Wikipedia

  • juchten — jụch|ten 〈Adj.〉 aus Juchtenleder * * * jụch|ten <Adj.> (selten): aus Juchtenleder [gefertigt]: e Stiefel. * * * Jụch|ten, der od. das; s [aus dem Niederd., neben älterem Juften < mniederd. juften < russ. juft , über das Turkotatar.… …   Universal-Lexikon

  • Juchten — Jụch|ten 〈n.; s; unz.〉 1. nach Juchtenleder duftendes Parfüm 2. = Juchtenleder * * * jụch|ten <Adj.> (selten): aus Juchtenleder [gefertigt]: e Stiefel. * * * Jụch|ten, der od. das; s [aus dem Niederd., neben älterem Juften < mniederd.… …   Universal-Lexikon

  • юфть — ж., юхть ж. особый сорт мягкой кожи , народн. юхоть – то же, кашинск. (См.), юхотный ряд, юхотник кожевник . Из русск. заимств. нов. в. н. Juchten юфть , ср. н. нем. juften, нидерл. juchtleer юфть и др.; см. Клюге Гётце 270. Русск. слово,… …   Этимологический словарь русского языка Макса Фасмера

  • ЮФТЬ — кожа молодых быков особенно мягкой выделки. Полный словарь иностранных слов, вошедших в употребление в русском языке. Попов М., 1907. ЮФТЬ нем. Juchten, Juften, голл. jucht, jugt. Кожа, получившая при выделке ее дегтем черный цвет. Объяснение… …   Словарь иностранных слов русского языка

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