- Kaïris
Kaïris, 1) Theophilos, geb. um 1780 auf [223] Andros; studirte auf italienischen Universitäten u. in Paris Philosophie u. Geschichte, wurde nach seiner Rückkehr nach Griechenland erst Lehrer an der evangelischen Schule zu Smyrna, dann am Gymnasium zu Kydonia; er nahm am Befreiungskampfe gegen die Türken Theil u. gründete später auf Andros eine Bildungsanstalt; seiner schwärmerischen u. deistischen Ansichten wegen wurde er 1839 von der Synode zu Athen zum Klosterleben, u. da er in Schriften seine Meinungen zu veröffentlichen fortfuhr, Ende 1852 zu mehrjähriger Kerkerstrafe verurtheilt; er starb Anfang Febr. 1853 im Gefängniß. Außer den Schriften, in denen K. seine religiösen Ansichten darlegte (Θεοσεβῶν προςευχαὶ καὶ ἱερὰ ἄσματα, Επιτομὴ τῆς ϑεοσεβικῆς διδασκαλίας, Διαγωγὴ ϑεοσεβοῦς u. Τελεταί) u. die zum Theil in London gedruckt wurden, veröffentlichte er auch Στοιχεῖα φιλοσοφίας (Athen 1851). 2) Enanthia, Schwester des Vor., durch wissenschaftliche Bildung ausgezeichnet, leitete in dem zweiten Zehntel dieses Jahrh. ein Mädcheninstitut in Kydoniä, woselbst von ihr 1820 die Conseils à ma fille, von Bouilly, in griechischer Sprache gedruckt erschienen. Auch übersetzte sie Fénélons Abhandlung über die Erziehung der Mädchen u. machte sich später durch ein Trauerspiel: Νικήρατος, bekannt, worin sie die Katastrophe von Missolonghi (1826) schilderte.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.