Kettenmessung

Kettenmessung

Kettenmessung (Feldmeßk.), soll die Enfernung von zwei in der Natur gegebenen Punkten durch die Meßkette ermittelt werden, so steckt man in die beiden Endringe der Kette die Kettenstäbe u. stellt an jedes Kettende einen Kettenzieher. Der Hintermann setzt seinen Kettenstab in dem einen gegebenen Punkte der Linie möglichst gerade auf u. richtet den Kettenstab seines Vordermannes genau in die Linie nach dem anderen Endpunkte ein. Sodann spannt dieser die Kette in der Art an, daß er sie vermittelst des Kettenstabes ein wenig erhebt u. über die Stelle, auf welcher der Stab von dem Hintermanne eingerichtet war, wegzieht. Dadurch bekommt der vordere Kettenstab einen neuen Standpunkt, der etwas vor dem ersten liegt u. welcher nun durch einen Kettennagel bezeichnet wird, nach dem der Hintermann abgerufen wurde. Beide gehen dann nach dem zweiten Punkte so weit hin, bis der hintere Kettenzieher bei dem Kettennagel angelangt ist u. dem vorderen stehen zu bleiben zuruft, indem er seinen Stab an die Stelle des Kettennagels einsetzt u. diesen in einem umgehängten Lederköcher od. an einem Haken aufhebt. Er richtet nun den Kettenstab des Vordermannes von Neuem ein, u. es folgt wie vorhin das Anspannen der Kette, Stecken des Kettennagels, das Abrufen u. Weitergehen Hat der Vordermann das zweite Ende der Linie erreicht u. trifft sein Stab nicht zufällig auf dieses Ende, so geht er darüber hinaus u. steckt seinen Stab in der Verlängerung der Linie fest, worauf der Messende die Länge vom hinteren Stabe bis zum gegebenen zweiten Punkte an der Kette abnimmt u. zu den ganzen Kettenzügen addirt. Auf abschüssigem Boden muß der tiefer stehende Kettenzieher die Kette am lothrecht gestellten Kettenstabe so hoch erheben, daß sie nahezu wagerecht wird, wenn sie angespannt ist. Ist die Senkung des Bodens so stark, daß die Länge des Kettenstabes nicht ausreicht, so nimmt man entweder nur einen Theil der ganzen Kette od. wendet den Ruthenstab an. Bei sehr langen Linien ist es zweckmäßig u. sogar nöthig, sie durch Absteckstäbe in kleinere Theile zu theilen, weil sonst die Kettenstäbe nicht genau einvisirt werden. Unrichtigkeiten in der K. werden veranlaßt, wenn die Kette nicht gehörig untersucht u. berichtigt ist, was aller zwei bis drei Tage geschehen muß, od. wenn sie fehlerhaft gebraucht wird, od. endlich, wenn sumpfiger od. steiniger Boden kein sicheres Einstecken der Kettenstäbe gestattet. Auf ebenem festem Boden verhält sich die Genauigkeit einer sorgfältigen Messung wie 1 zu 1000, auf ungünstigem Boden wie 1 zu 500. Die K. erreicht nie die genauen Resultate einer mit Meßstangen ausgeführten Messung u. muß demnach einige Male wiederholt werden, wenn das bestmögliche Ergebniß erlangt werden soll, erfordert aber auch bei Weitem weniger Zeit.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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