Kreatinīn

Kreatinīn

Kreatinīn, C8H7N3O2, eine organische Base, die sich im Harn der Wirbelthiere, im Fruchtwasser u. in geringer Menge in der Fleischflüssigkeit findet, ist ein Zersetzungsproduct des Kreatins. Man erhält das K. aus dem Kreatin, indem man dasselbe mit concentrirter Salzsäure behandelt, zur Trockne eindampft u. das entstandene salzsaure K durch Kochen mit Bleioxydhydrat zerlegt. Am vortheilhaftesten gewinnt man es aus Harn, indem man denselben mit Ätzkalk u. Chlorcalcium versetzt, filtrirt u. eindampft, mit Alkohol auszieht u. mit einer alkoholischen Lösung von neutralem Chlorzink an den Wandungen des Gefäßes abgesetzt, welche abgewaschen u. in heißem Wasser aufgelöst werden; diese Lösung kocht man mit frisch gefälltem Bleioxydhydrat, wodurch das K. in Lösung erhalten, aber zum Theil in Kreatin übergeführt wird; man dampft das Filtrat ein u. extrahirt mit starkem Alkohol, welcher das K. aufnimmt u. das Kreatin ungelöst läßt. Aus der alkoholischen Lösung krystallisirt das K. in farblosen glänzenden Krystallen des monoklinoëdrischen Systems, welche in Wasser, [782] Alkohol u. Äther leicht löslich sind. Die Lösungen reagiren alkalisch. Eine concentrirte Lösung von K. gibt auf Zusatz von Chlorzinklösung einen weißen krystallinischen Niederschlag von Kreatinchlorzink, der sich aus einer verdünnten Lösung erst nach einiger Zeit abscheidet; salpetersaures Silberoxyd gibt einen krystallinischen Niederschlag, mit Kupfersalzen verbindet sich das K, zu schön blau gefärbten krystallisirbaren Verbindungen; Quecksilberchlorid erzeugt einen käsigen Niederschlag, der nach einiger Zeit krystallinisch wird. Mit starken Säuren bildet das K. salzartige Verbindungen. Schwefelsaures K., C8H7N3O2, S03, HO, krystallisirt in durchsichtigen luftbeständigen Tafeln, ist in Wasser u. Alkohol löslich. Salzsaures K., C8H7N3O2, HCl, bildet dreiseitige od. sechsseitige Tafeln od. Säulen, die in Wasser u. Alkohol löslich sind. Eine dem Chlorplatin-Chlorammonium analoge Verbindung, das Kreatinin-Chlorplatin, C8H7N3O2, HCl+Pt Cl2, bildet sich beim Abdampfen von salzsaurem K. mit Chlorplatin, es erscheint in morgenrothen durchsichtigen Säulen; aus einer alkoholischen Lösung von K. fällt Chlorplatin diese Verbindung in Form gelbrother, durchsichtiger, in Wasser leicht löslicher Krystalle. Kreatinin-Chlorzink krystallisirt in walzenförmig od. sternförmig gruppirten zugespitzten Nadeln, löst sich schwierig in kaltem, leichter in heißem Wasser; durch Auflösen in mit wenig Salzsäure angesäuertem Alkohol kann es umkrystallisirt werden.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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