Ladakh

Ladakh

Ladakh (Mitteltibet), Fürstenthum in Hochasien, zwischen 32°20' bis 35° nördlicher Breite u. 75°30' bis 79°30' östlicher Länge, begrenzt von der Kleinen Bucharei, Tibet, Kaschmir, Baltistan od. Kleintibet u. umfaßt ein Areal von etwa 1230 (nach Anderen 1400) QM. Den Grundzug für die Bodengestaltung des ganzen Alpenlandes bildet das große Thal des oberen Indus, welcher ganz L. von Südosten nach Nordwesten durchströmt u. die Gebirgsmassen des Kuenlun, Mustagh od. Karakorum im Norden von den Alpenstöcken des Himalaya von Rupfhn, Spiti u. Zanskar in der Südhälfte des Landes scheidet. Außer den eigentlichen Hochgebirgsketten an den Grenzen wird das ganze Innere von Gebirgsketten erfüllt, die 13–16,000 Fuß hoch sind, jenen Grenzgebirgen parallel in nordwestlicher Richtung streichen u. enge Thäler hinter sich lassen. Letztere werden von zahlreichen Flüssen durchströmt, die, wie der Schaynk, zum Theil sehr beträchtlich, theilweise auch schiffbar u. goldführend sind u. sämmtlich ihre Gewässer dem Indus, welcher hier Ladakh od. Sing-cha-bab heißt, zuführen. Das Klima ist im Winter kalt, im Sommer heiß; der Himmel fast immer klar; Regen fällt wenig. Die anbaufähigen Strecken werden sorgfältig bearbeitet, die Felder terrassenförmig angelegt u. durch Zuleitung der Bergflüsse künstlich bewässert. Hauptproducte des Ackerbaues sind Weizen, Buchweizen, Gerste u. Küchengewächse; in den Wäldern findet sich die Thuja, viele Arten von Pappeln, Weiden u. Tamarisken. Der Mineralreichthum des Landes an Gold, Schwefel u. Salz wird fast gar nicht benutzt; nur Borax od. Tinkal, welcher aus dem Schlamme mehrerer Seen gewonnen wird, bildet einen wichtigen Artikel für den Ausfuhrhandel. An Wild für Pelzwerk u. zur Nahrung ist kein Mangel; die Viehzucht erstreckt sich auf den Yax od. Grunzochs, Kühe, Pferde, Ziegen u. Schafe; die Flüsse u. Seen enthalten viel gute Fische. Die Einwohner, etwa 125,000 an der Zahl, gehören nach Abstammung u. Sprache zu dem tibetanischen Zweige der Mongolischen Race, sind mäßig, sanft u. friedlich, tolerant u. fleißig, aber feig, schmutzig, geneigt zur Berauschung u. geschlechtlichen Ausschweifungen, namentlich ist Polyandrie unter den niederen Klassen heimisch. Der Religion nach bekennt sich der größte Theil der Bewohner von L. zum Lamaismus (s.d.); doch finden sich in den Städten auch viele Muhammedaner. Die industrielle Thätigkeit in Shawls u. anderen Artikeln aus einheimischer Purik- u. eingeführter Ziegenwolle ist nicht unbedeutend, dasselbe gilt von dem Handel, welcher namentlich Durchgangshandel zwischen Indien u. Hochasien ist. Das L., welches in die fünf Districte; Nabra, Ladakh, Zanskar, Rukchu u. Purik-Sura-Dras zerfällt, wird von einem Radscha (König, Fürst) regiert, die wirkliche Gewalt besitzt jedoch die zahlreiche, hierarchisch organisirte Priesterschaft, welche 2/3 des ganzen Ackerlandes zu ihrem Unterhalt beansprucht u. auch das Monopol des Handelsgewinnes hat. Bis in neuere Zeit herab stand L. sowohl zu China, wie zu Kaschmir in einem Abhängigkeitsverhältniß; das zu Kaschmir bestand noch in jüngster Zeit beim Tode Ghulab-Singh's, der L. 1835 besetzt hatte. Residenz des Radscha ist Leh (s.d.).


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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