- Lesgische Sprachen
Lesgische Sprachen, Sprachen der den östlichen Kaukasus bewohnenden Völkerschaften, zerfallen in vier verschiedene Hauptstämme: a) die Awarische Sprache, bei den Awaren, Andi u. Kabutschanern, auch bei den Dido u. Unsso, ist sehr rauh, mit ungewöhnlichen Consonantenverbindungen u. dumpfen, breit im Halse gesprochenen Vocalen u. Gutturalen. Sie hat meistens einsylbige Wurzelwörter, z.B. tschi Mensch, zza Feuer, tschua Fisch. Die Substantiva haben 7 Casus: Nominativ, Genitiv u. Dativ (auf -l), Accusativ u. Vocativ (wie Nominativ), erster Ablativ auf tze, tza, zweiter Ablativ auf tul. Andere Beziehungen werden durch Postpositionen ausgedrückt, z.B. alda in, auf. Der Plural endigt auf -l, doch hat er mehre unregelmäßige Formen, z.B. tscheschu die Frau, Plural rutschabe. Die Adjectiva werden dem Substantivum bald vor-, bald nachgesetzt. Die Vereinigung wird daran durch die Endung ro, ri bezeichnet, z.B. hetinaw klein, hetinaguro nicht klein. Dieselbe Sylbe ro bildet auch negative Verba.[301] Die Zahlwörter sind 1 zo, 2 ke, 3 chchljab, 4 unnkk, 5 schu, 6 annttl, 7 antl, 8 milt,9 itsch, 10 änzz, 20 khogo, 30 teber; die höheren Zehner steigen nach Zwanzigern, z.B. 40 kikhogo, 60 chchljab khogo etc. Ordinalia werden durch die Endung isseu, lisseu gebildet. Die persönlichen Fürwörter sind dun ich, mun du, hadab er. Die Conjugation ist sehr verwickelt. Der Imperativ ist die Wurzel, z.B. tle gib; die dritte Person endigt gewöhnlich auf ugo od. la. Statt des Futurum gebraucht man das Präsens. Viele Verba werden durch Zusammensetzung von Substantiven, Adjectiven od. Adverbien mit dem Hülfsverbum bugo, er ist, gebildet. Der Anfang des Vaterunsers lautet: emen nedsher sovaldaisch bugewh, hallal bugabi dur zar, d. h. Vater unser, Himmel-in seiend, heilig sei dein Name. b) Die Kasikumükische Sprache; c) die Akuschaische Sprache, wozu auch die Kubetschanische gehört, u. d) die Kurälische Sprache sind noch wenig bekannt. Vgl. Klaproth, Kaukasische Sprachen, Halle u. Berl. 1814.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.