- Lind [2]
Lind (Lind-Goldschmidt), Jenny, geb. am 6. Oct. 1821 in Stockholm, erhielt ihre Bildung als Sängerin am dortigen Hoftheater, wo sie auch bald in Kinderrollen auftrat, dann von dem Gesanglehrer Berg; aber schon im 12. Jahre waren ihre hohen Töne plötzlich verschwunden u. die Stimme klanglos geworden. Jenny trat nur noch in Soubrettenrollen auf. Nach vier Jahren kehrte bei einem Concert, in welchem sie ein Solo aus Robert dem Teufel singen sollte, ihre verschwundene Stimme plötzlich zurück, u. sie betrat nun wieder mit dem früheren Beifall die Bühne. Zu höherer Ausbildung ging sie 1839 nach Paris, wo sie Garcias Unterricht genoß, kehrte aber nach einjährigem Aufenthalt daselbst nach Stockholm zurück u. trat hier als Meisterin in Vortrag u. Darstellung auf. Im Oct. 1844 kam sie nach Berlin, debütirte als Norma, erwarb sich ungetheilten Beifall u. sang seitdem auf fast allen größeren Bühnen Europas. Im Febr. 1848 hatte sie mit dem Pächter des Drurylanetheaters in London einen Proceß wegen Vertragsbruch, da sie die bedungenen 20 Vorstellungen nicht gegeben hatte, sondern zur Italienischen Oper übergegangen war. Der Werichtshof der Queensbench verurtheilte sie am 22. Febr. zu einer Ersatzleistung von 2500 Pfd. St. Darauf ging sie nach Paris, im Juni wieder nach Deutschland u. nach einem Aufenthalt in Tyrol verließ sie die Bühne u. sang nur noch in Concerten. Am 21. Aug. 1850 schiffte sie sich in Liverpool nach den Vereinigten Staaten Nordamerika' s ein u. wurde vorzüglich zu New York, wohin sie im Febr. 1851 kam, mit Enthusiasmus empfangen; sie vermählte sich am 5. Febr. 1852 zu Boston mit dem Pianisten Otto Goldschmidt aus Hamburg, welcher deshalb von dem jüdischen Glauben zur christlichen Kirche übertrat, u. kaufte sich in Round Hill bei Northampton im Staate Massachusetts einen Landsitz. 1856 machte sie wieder eine Kunstreise nach England u. dem Continent u. erntete den alten Beifall. Durch die Gründung einer Erziehungsanstalt für junge Mädchen hat sie sich in ihrem Vaterlande ein dankbares Andenken gestiftet.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.