- Marchand [2]
Marchand (spr. Marschang), 1) Prosper, geb. 1675 in Guise, war Buchhändler erst in Paris, später in Holland u. st. 1756 im Haag; er schr.: Hist. de l'origine et des premiers progrès de l'imprimerie, Haag 1740, dazu Supplément (von Mercier), Par. 1773, n. A. 1775; Dictionnaire historique, Haag 1758, 2 Thle., Fol., herausgegeben von Allemand, ist ein Supplement zu P. Bayles Diction u. hist et crit. 2) Florence, geb. 1756 auf Granada, Seefahrer, machte mehre geographische Entdeckungen auf der Nordwestküste von Amerika u. st. 1793 als Oberbefehlshaber eines Kriegsschiffs auf Isle de France; seine Voyage autour du monde pendant les ann. 1790–92, gab Fleurian in 4 Bden., Par. 1798–1800 (auch in 5 Bdn. mit Atlas), heraus; deutsch Lpz. 1801, 2 Bde. 3) Jean Gabriel, geb. 1765 zu Albenc im Canton Vinay der Dauphiné, zeichnete sich im Feldzuge von 1795 aus, kam zum Generalstabe des General Scherer, wurde in der Schlacht von Loano im Nov. 1795, wo er die Redoute wegnahm, von welcher der Gewinn der Schlacht abhing, Bataillonschef u. bei Rivoli Oberst. Nach dem Frieden von Leoben erhielt er das Commando der 11. Halbbrigade, die 1798 zur Occupationsarmee von Rom unter Gouvion St. Cyr gehörte. St. Cyr u. M. wurden vom Directorium abgesetzt, weil sie den Raub eines Volksvertreters in Rom rückgängig gemacht hatten. M. wurde dann Adjutant Jouberts in Holland, nach der Schlacht bei Novi 1799 Brigade- u. 1805 Divisionsgeneral. Darauf wohnte er dem Feldzuge in Preußen 1806–7 bei, commandirte interimistisch das 6. Corps der Großen Armee, marschirte mit demselben 1808 nach Spanien u. 1812 als Chef des Generalstabes des Corps des Königs von Westfalen nach Rußland; von diesem Posten wurde er jedoch bald abberufen, um das Commando des württembergischen Corps zu übernehmen. Bei Lützen, Bautzen u. Leipzig führte er zwei Divisionen der Truppen des Rheinbundes; 1815 blieb er dem[857] geschworenen Eide treu, nahm 1832 seinen Abschied, wurde 1837 Pair u. starb am 12. Nov. 1851 auf seinem Gute Saint Ismier. 4) Louis Joseph Maria, geb. 1791 in Paris, wurde 1811 Kammerdiener bei der Kaiserin Marie Louise u. 1812 bei Napoleon selbst; er folgte diesem 1814 nach Elba, geleitete ihn 1815 nach Paris, Waterloo u. endlich nach Helena, wo sich Napoleon seiner als Secretär bediente. M. führte ein Tagebuch über Napoleons Aufenthalt in St. Helena u. war Depositor des kaiserlichen Testaments. Diesem Testamente gemäß versuchte er 1822, wiewohl vergeblich, dem Sohn des Kaisers, dem Herzog von Reichstadt, den berühmten kleinen Hut u. den grauen Überrock zu überreichen. Napoleon vermachte ihm 400,000 Frcs., einen Theil seiner Bibliothek, Pretiosen etc., mit dem Wunsche, M. möge die Tochter eines Offiziers der alten Garde heirathen; er vermählte sich darauf mit der Tochter des General Brayer.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.