- Petschaft
Petschaft, Werkzeug, womit bei dem Siegeln der Briefe od. Urkunden ein Namenszug, eine Figur od. ein Wappen in das Siegel eingedrückt wird. Wie die Siegel, so reichen auch die P-e bis in die ältesten Zeiten hinauf; sie finden sich bei den alten Griechen u. Römern, bei den Indern u. Israeliten. In den älteren Zeiten bediente man sich vorzugsweise der Siegelringe für Wachssiegel, später u. bes. für metallene Siegel hatte man stärkcre Siegelstempel u. bediente sich auch vielfach der Siegelpressen. Jetzt siegelt man vorzüglich mit Siegellack u. Oblaten u. das dazu gebrauchte P. ist von Messing od. Stahl. Die gewöhnlichen P-e von Messing verfertigen die Petschaftstecher, unzünftige Künstler, mit Hülfe verschiedener Grabstichel u. Bunzen, mit denen sie in das, in ein Stück Holz (Arbeitsstock) befestigte P. die Wappen, Figuren u. Buchstaben graben. Die stählernen P-e, welche einen schöneren Abdruck geben, verfertigt der Stahl- od. Stempelschneider. Englische Patentpetschafte, mit sehr scharf markirten Buchstaben, welche mittelst einer Maschine eingebohrt werden, liefert der Hofgraveur Voigt in Weimar. Statt der P-e bedient man sich, bes. beim Briefschließen mit Oblaten, metallener Stecher, auf welche Linien, höchstens mit dem Namenszug auf einem Felde in der Mitte, tief eingestochen sind. Goldene P-e mit einer Platte von edelm Gestein, worin Wappen u. Namen gravirt waren, trug man sonst auch als Zierathen an Uhrketten Siegelringe sind noch jetzt im Gebrauch u. haben eine gravirte Metallplatte od. einen geschnittenen Stein zum Siegeln. Handsiegel sind Privatsiegel, dessen sich regierende Herren u. Beamte bedienen, im Gegensatz von Kanzlei-, Gerichts-, Amts-, Notariatspetschaften.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.