Processionsraupe

Processionsraupe

Processionsraupe, die Raupe des Processionsspinners (Bombyx processionea Fabr., Lasiocampa p. Schrank., Gastropacha p. Voigt, Viereichenspinner), aus der Gattung Spinner (Nachtfalter); welcher graulich, mit zwei dunkeln Streifen auf den weißlichen Oberflügeln u. einem dritten schwärzlichen nach der Mitte, u. dessen Hinterleib bräunlich mit schwärzlich-braunem Afterbart ist. Die Raupe ist behaart, grau, auf dem Rücken schwärzlich mit gelben Wärzchen; lebt auf Eichen, in der früheren Jugend in einem gemeinschaftlichen Gespinnst, dessen Ort sie oft verändert (bis zur dritten Häutung); wenn es an Futter fehlt, verlassen die Raupen ihre Wohnungen u. fallen dann nicht nur auf Eichen, sondern auch auf andere Bäume, selbst auf Feldbohnen, Flachs, Kohl, Kartoffeln, welche sie gefräßig verzehren. Auf diesen ihren Zügen kriecht erst eine Raupe, dahinter 2, dann 3,4 u. so fort. So bilden sie, durch Fäden mit einander verbunden, ein sich fortbewegendes Band, welches sich eben so endigt, als es angefangen hat. Sie spinnen sich gemeinschaftlich ein, so daß eine Puppe an der andern liegt; in dem Gewebe ist eine safran- od. röthlichgelbe, seine, staubartige Masse beigemischt, welche aus den zarten Theilen neben jedem schwarzen Rückenschild hervortritt, die sich unter dem Mikroskop als seine, stechende Nadeln zeigt u. welche auf die Haut der Menschen u. Thiere gebracht, heftiges Jucken, auch wohl Hautausschlag u. Entzündung verursachen. Daher setzt das Zerstören eines solchen Gespinnstes mit der Hand in große Gefahr. Wahrscheinlich wird dieser Staub auch vom Winde mit fortgeweht, daher schon der Aufenthalt in der Nähe solcher Nester gefährlich ist. Als Mittel gegen die Entzündung empfiehlt man Einreibungen von Öl od. Sahne; Die Vertilgung der P. besteht darin, daß man im August od. Ende Juli, so wie die Raupen sich versponnen haben, die Verpuppungsballen vorsichtig von den Bäumen nimmt u. vergräbt, damit der Staub nicht verschleppt werde; dann müssen der Gesundheit wegen die stark mit P-n besetzten Districte abgesperrt u. mit Gräben umgeben werden, es darf darin kein Vieh weiden, das Beeren- u. Kräutersammeln darf an diesen Orten nicht gestattet sein, u. Puppensammler, Holzhauer u. alle im Walde beschäftigten Leute müssen möglichst gegen diese geschützt werden. Letzteres geschieht, indem sie die der Luft ausgesetzten Theile fleißig mit Öl od. Fett bestreichen. Im Mai kommen die Räupchen aus u. wandern baumaufwärts. Die Eier sind etwas gedrückt, weißlich, mit Haaren sparsam überzogen, die Puppen rothbraun, in braunem tonnenförmigem Cocon.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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