- Ramus [2]
Ramus, Peter (eigentlich Pierre de la Ramée), geb. 1515 zu Cuth in Vermandois, studirte im Collegium von Navarra in Paris, wo er anfangs als Bedienter angestellt war, bes. Philosophie; bei seiner Magisterpromotion 1536 bekämpfte er, in der [814] Absicht die Philosophie von den Fesseln der Scholastik zu befreien, die Aristotelische Philosophie u. erweckte sich dadurch viele Feinde; selbst das Parlament u. der König wurden aufmerksam, u. einer seiner Hauptgegner, Anton Govea, brachte es dahin, daß R-s Schriften unterdrückt u. ihm verboten wurde, ferner gegen Aristoteles zu schreiben u. zu lehren. Doch erhielt er bereits 1545 wieder Erlaubniß Vorlesungen zu halten u. wurde 1551 Professor der Dialektik u. Rhetorik an der Universität, als welcher er für Verbreitung einer verbesserten Unterrichtsmethode nützlich wirkte; auch gründete er hier die Professur der Mathematik; 1568 ging er nach Deutschland, wo er in Heidelberg zur Reformirten Kirche übertrat. 1571 nach Frankreich zurückgekehrt, fiel er 1572 in der Bartholomäusnacht. Den Beinamen Paginarius erhielt er daher, weil er bei der Erklärung des Cicero u. Virgil allemal nur ein Blatt auslegte. Zu seinen Anhängern (Ramisten) gehören: I. Th. Freigius (st. 1583), Goclenius, Patricius, Pfafrad, Scribonius, Taläus. Er schr. u.a.: Institutiones dialecticae, Par. 1543 (n.A. 1594); Animadversiones in dialecticam Aristotelis, ebd. 1543; Scholae metaphysicae, ebd. 1568 u. ö.; Scholae mathematicae, Bas. 1549 (n. Ausg. von L. Schoner, Frankf. a. M. 1599); Grammaire françoise, Par. 1562; De moribus veterum Gallorum, ebd. 1559 u. 1562; De militia C. Julii Caesaris, ebd. 1559; Professio regia (eine Art Encyclopädie), Bas. 1569; Commentarii de religione christiana, Frankf. 1576, 4 Bde.; Praefationes, Epistolae, Orationes, Par. 1577. Lebensbeschreibung R-s von Freigius, herausgeg. in Taläus Orationes, Marb. 1599; von Lenz, Wittenb. 1713; von Waddington-Kastus, Par. 1848 u. ebd. 1855.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.